Trumps Krisenkurs im Nahen Osten: Zwischen Eskalation, Diplomatie und Wahlkampf

by Silke Mayr
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Zunehmender Druck und unklare Botschaften aus Washington

Donald Trump versprach, Amerikas militärische Abenteuer zu beenden. Nun steht er im Fokus eines eskalierenden Nahostkonflikts. Seine öffentlichen Aussagen schwanken zwischen deutlicher Unterstützung für Israels Angriffe auf den Iran und einer plötzlichen Abgrenzung. Diese widersprüchliche Haltung sorgt für Verwirrung – ebenso wie sein frühzeitiger Abflug vom G7-Gipfel in Kanada, den er nur mit „großen Dingen“ in Washington begründete.

Das Weiße Haus verwies auf Entwicklungen im Nahen Osten. Später stellte Trump auf Truth Social klar, seine Rückkehr habe „nichts mit einem Waffenstillstand“ zu tun. Israels Premier Netanjahu erklärte dagegen, alle militärischen Schritte seien „vollständig mit den USA abgestimmt“.

Welche Handlungsoptionen stehen Trump nun offen – und welche innen- und außenpolitischen Kräfte beeinflussen seine Entscheidungen?


Eskalation als Machtstrategie: Druck aus Israel und dem konservativen Lager

Nach den israelischen Angriffen auf Teheran drohte Trump dem Iran mit „noch brutaleren“ Attacken – ausgeführt von Israel, aber mit amerikanischer Bewaffnung. Sein Ziel: Der Iran darf keine Atomwaffe erhalten. Im Gegensatz zu Netanjahu sieht Trump den Weg dorthin in einem Deal – passend zu seinem Selbstbild als „Verhandlungskünstler“.

Doch wie dieser Deal zustande kommen soll, bleibt unklar. Mal droht Trump mit Gewalt, dann wieder betont er den Wert von Diplomatie. Letzte Woche behauptete er, ein israelischer Angriff könne ein Abkommen erleichtern – oder vollständig zerstören. Unterstützer interpretieren diese Widersprüche als Strategie, bekannt als „Madman-Theorie“: Gegner sollen durch Unberechenbarkeit eingeschüchtert werden – eine Taktik, die einst Richard Nixon nutzte.

Einige Berater Trumps vertreten diese Linie des maximalen Drucks. Sie glauben, dass der Iran nicht ernsthaft verhandlungsbereit sei – trotz des Atomdeals von 2015, aus dem Trump später ausstieg. Netanjahu setzt Trump ebenfalls unter Druck, militärisch zu handeln. Obwohl Trump sich gern als Friedensstifter inszeniert, könnte er sich gezwungen sehen, seinen Drohungen Nachdruck zu verleihen.

Israel erhofft sich zudem Zugang zu US-Bunkerbrechern, um Irans unterirdische Urananlagen bei Fordo auszuschalten. Gleichzeitig wächst der Druck konservativer Falken im US-Kongress, die seit Jahren einen Regimewechsel im Iran fordern.

Trump könnte die Eskalation als Verhandlungstaktik sehen – doch die Gespräche waren bereits im Gange. Für Sonntag war ein neuer Verhandlungszyklus mit seinem Sonderbeauftragten Steve Witkoff in Oman geplant. Die Gespräche sind inzwischen abgesagt.


Diplomatische Zurückhaltung: Keine direkte Beteiligung

Trump betont weiterhin, die USA seien nicht an Israels Angriffen beteiligt. Doch eine militärische Eskalation birgt erhebliche Risiken – für seine außenpolitische Bilanz und seine Wahlchancen. Amerikanische Kriegsschiffe und Raketenabwehrsysteme schützen bereits israelisches Territorium vor iranischen Angriffen.

Trumps nationale Sicherheitsberater dürften ihn vor weiteren Schritten warnen, die das israelische Vorgehen anheizen könnten. Einige iranische Raketen durchbrachen bereits die gemeinsame Luftabwehr – mit tödlichen Folgen.

Netanjahu schlägt inzwischen vor, Irans Obersten Führer Ajatollah Khamenei gezielt auszuschalten. Doch laut einem anonymen US-Beamten lehnte Trump diesen Schritt bislang deutlich ab.


Rückzug unter dem Druck der eigenen Basis

Innerhalb der MAGA-Bewegung formiert sich Widerstand gegen eine Einbindung der USA. Zwar halten viele Republikaner am Bündnis mit Israel fest, doch prominente Stimmen innerhalb der Trump-Bewegung fordern ein Ende der „bedingungslosen Unterstützung“.

Sie berufen sich auf Trumps „America First“-Versprechen und warnen vor einer Kriegsbeteiligung. Tucker Carlson, ein einflussreicher konservativer Kommentator, kritisierte die Rolle der USA scharf. Er warf Netanjahus Regierung vor, Amerika in einen Krieg hineinzuziehen, der nicht im nationalen Interesse liege. Carlson forderte, sich konsequent von Israel zu distanzieren.

Er erklärte: „Ein Kriegseintritt wäre ein Affront gegenüber all jenen, die für ‚America First‘ gestimmt haben.“ Auch die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene sprach sich deutlich gegen eine militärische Beteiligung aus und erklärte, wer sich für einen Kriegseinsatz einsetze, sei nicht Teil der MAGA-Bewegung.

Diese Kritik aus dem eigenen Lager schwächt Trumps Handlungsspielraum. In Reaktion darauf erklärte er öffentlich, gemeinsam mit dem russischen Präsidenten Putin einen Waffenstillstand zu unterstützen. Am Sonntag forderte Trump eine Einigung zwischen Iran und Israel – und betonte: „Die USA hatten nichts mit dem Angriff auf Iran zu tun.“

Doch Iran drohte bereits, amerikanische Militärstützpunkte anzugreifen, sollte Washington Israel weiterhelfen. Kommt es zu US-Opfern, könnte der Ruf nach Isolationismus innerhalb der Trump-Bewegung wachsen – und den Ex-Präsidenten dazu drängen, Israels Offensive energisch zu stoppen.

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