Donald Trump, der designierte US-Präsident, fordert die Europäische Union auf, deutlich mehr amerikanisches Öl und Gas zu importieren. Andernfalls droht er mit Strafzöllen auf EU-Exporte in die Vereinigten Staaten. Mit dieser Aussage, seiner ersten großen Stellungnahme zum Handel seit der Wahl im November, schürt Trump die Sorge vor einem neuen Handelskonflikt.
„Ich habe der Europäischen Union gesagt, dass sie ihr enormes Handelsdefizit mit den Vereinigten Staaten durch den großflächigen Kauf von unserem Öl und Gas ausgleichen muss. Andernfalls gibt es ZÖLLE, ohne Ausnahme!!!“ schrieb Trump auf Truth Social.
US-Energie als Druckmittel für den Handel
Die Vereinigten Staaten sind weltweit der größte Ölproduzent und ein führender Exporteur von Flüssigerdgas (LNG). Seit der russischen Invasion in die Ukraine 2022 hat die EU verstärkt auf US-LNG gesetzt, um russische Pipeline-Lieferungen zu ersetzen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte kürzlich die Vorteile von US-Energieimporten. „Wir beziehen immer noch eine erhebliche Menge LNG aus Russland“, erklärte sie. „Warum nicht durch amerikanisches LNG ersetzen? Es ist günstiger und senkt unsere Energiekosten.“
Im ersten Halbjahr 2023 stammten laut Eurostat 48 % der LNG-Importe der EU aus den USA, während Russland nur 16 % beitrug. Zusätzlich machten US-Ölimporte im dritten Quartal 15 % des EU-Gesamtvolumens aus.
Trumps Forderung nach höheren Energieimporten passt zur Strategie der EU, ihre Abhängigkeit von russischen Ressourcen zu verringern. Gleichzeitig setzt dies die EU unter Druck, wirtschaftliche und klimapolitische Ziele in Einklang zu bringen.
Risiken von LNG-Exporten für die USA
Obwohl Trump auf eine rasche Ausweitung der LNG-Exporte drängt, warnt eine aktuelle US-Regierungsstudie vor möglichen Folgen. Laut der Analyse könnte die Ausweitung der LNG-Kapazitäten die Gaspreise für US-Verbraucher um bis zu 30 % erhöhen. Zudem verursachen Produktion und Export von LNG erhebliche CO₂-Emissionen, was die Umweltbelastung steigert.
Diese Ergebnisse könnten Trumps Pläne zur schnellen Steigerung der LNG-Exporte erschweren. Dennoch sehen Experten wie David Oxley von Capital Economics die EU als potenziellen Abnehmer. „Trumps Forderung nach mehr US-Öl und -Gas passt zu den Energiezielen der EU“, erklärte Oxley. „Amerikanisches LNG ist eine logische Alternative, um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren.“
Die ökonomischen und ökologischen Risiken einer Ausweitung von LNG-Exporten könnten jedoch Spannungen innerhalb der US-Politik und in den Handelsbeziehungen zur EU verstärken.
Handelskonflikt oder Verhandlungslösung?
Trumps Drohung mit Strafzöllen erinnert an seine Handelspolitik während seiner ersten Amtszeit. Damals verhängte er Zölle auf Stahlimporte, was zu Spannungen mit der EU führte. Um einen Handelskrieg abzuwenden, einigten sich die USA und die EU schließlich auf Milliardenkäufe amerikanischer Exporte, einschließlich LNG.
Jüngst kündigte Trump zudem Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China an, falls diese seinen Forderungen nicht nachkommen. Seine Pläne umfassen Zölle zwischen 10 % und 20 % auf alle Importe sowie 60 % auf chinesische Waren. Laut Schätzungen könnten diese Maßnahmen US-Verbraucher jährlich bis zu 2.400 US-Dollar kosten.
Ob Trumps Strategie diesmal zu Verhandlungen oder zu einer Eskalation führt, bleibt abzuwarten. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU stabilisiert oder weiter belastet werden.