Wissenschaftler finden neuen Ansatz zur HIV-Heilung

by Richard Parks
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Australisches Team bringt verstecktes Virus mit mRNA-Technologie ans Licht

Ein Forscherteam am Peter Doherty Institute in Melbourne hat einen bedeutenden Schritt in Richtung HIV-Heilung gemacht. Sie fanden eine Methode, mit der das Virus aus seinem Versteck in bestimmten weißen Blutkörperchen gelockt werden kann. Diese „Reservoirs“ galten lange als größte Hürde auf dem Weg zur Heilung, da sie weder vom Immunsystem noch von Medikamenten erfasst werden konnten.

Die Wissenschaftler nutzten mRNA-Technologie – bekannt durch die Covid-19-Impfstoffe – und verpackten die Boten-RNA in eine speziell entwickelte Fetthülle namens LNP X. Diese Nanopartikel können erstmals in jene Immunzellen eindringen, in denen sich HIV verbirgt. Dort bringt die mRNA die Zellen dazu, das Virus sichtbar zu machen. „Es galt als unmöglich, mRNA in diese Zellen einzuschleusen“, sagte Dr. Paula Cevaal, Mitautorin der Studie. „Doch unser neues Design hat das geändert.“

Noch kein Heilmittel, aber ein großer Hoffnungsschimmer

Die Laborergebnisse, veröffentlicht in Nature Communications, basieren auf Zellen von HIV-Patienten. Die Entdeckung löste im Forschungsteam große Begeisterung aus – das Virus wurde in den Tests zuverlässig sichtbar gemacht. Dennoch sind weitere Schritte nötig: Es bleibt unklar, ob das Immunsystem das entdeckte Virus selbstständig bekämpfen kann oder zusätzliche Behandlungen notwendig sind.

Der Weg zu einer Heilung für Patienten ist noch lang. Bevor klinische Studien starten können, muss sich der Ansatz in Tierversuchen bewähren und Sicherheitsprüfungen bestehen. Cevaal zeigte sich jedoch vorsichtig optimistisch: „Im Bereich HIV-Heilung haben wir noch nie solch gute Ergebnisse gesehen.“

Wirkung auch bei Krebs möglich – Experten reagieren zurückhaltend

Dr. Michael Roche, Mitautor der Studie, betont, dass dieselben weißen Blutkörperchen auch bei anderen Krankheiten wie Krebs eine Rolle spielen. Das eröffnet neue Einsatzmöglichkeiten für die entwickelte Technologie.

Internationale Experten begrüßten den Durchbruch, mahnten aber zur Vorsicht. Dr. Jonathan Stoye vom Francis Crick Institute sprach von einem „bedeutenden Fortschritt“, warnte aber, dass unklar sei, ob alle Virusreservoirs eliminiert werden müssen. Prof. Tomáš Hanke von der Universität Oxford zweifelte zudem daran, dass alle betroffenen Zellen im Körper auf diese Weise erreichbar sind.

Trotz dieser Bedenken markiert die Entdeckung einen Meilenstein im Kampf gegen HIV – mit dem Potenzial, die jahrzehntelange Suche nach einer Heilung entscheidend voranzubringen.

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