US-Regierung kippt Vogelgrippe-Impfstoffprojekt mit Moderna – Zweifel an mRNA-Verfahren im Fokus

by Silke Mayr
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Gesundheitsbehörde beendet Großauftrag über 590 Millionen Dollar

Das US-Gesundheitsministerium (HHS) hat den Vertrag mit dem Pharmaunternehmen Moderna zur Entwicklung eines mRNA-basierten Vogelgrippe-Impfstoffs vorzeitig beendet. Der ursprüngliche Auftrag hatte ein Volumen von 590 Millionen Dollar. Die Entscheidung ist Teil einer übergeordneten Strategie, neue Impfstofftechnologien genauer zu prüfen.

Die Vereinbarung wurde im Januar veröffentlicht – nur wenige Tage vor Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit.

Moderna hält an Impfstoffentwicklung fest

Moderna stellte erste Daten zu seinem Impfstoffkandidaten gegen den H5-Virus vor. Rund 300 gesunde Erwachsene nahmen an der Frühphase der klinischen Studie teil. Der Impfstoff zeigte laut Unternehmen eine schnelle, starke und anhaltende Immunantwort.

CEO Stéphane Bancel zeigte sich trotz des Regierungsrückzugs zuversichtlich. Er lobte die Studienergebnisse und kündigte an, das Programm ohne staatliche Hilfe weiterzuführen. Die positiven Daten unterstreichen aus seiner Sicht die entscheidende Rolle der mRNA-Technologie bei zukünftigen Pandemien.

HHS nennt wissenschaftliche und ethische Gründe für Abbruch

Das HHS begründete den Schritt mit fehlenden wissenschaftlichen Nachweisen und Sicherheitsbedenken. Kommunikationschef Andrew Nixon erklärte, eine gründliche Prüfung habe ergeben, dass das Projekt nicht den Anforderungen entspreche.

Nixon betonte, dass mRNA-Technologie nach wie vor nicht ausreichend getestet sei. Öffentliche Mittel würden nicht in ein Projekt fließen, das auf fragwürdiger Grundlage basiert. Zudem warf er der Vorgängerregierung vor, relevante Risiken gegenüber der Bevölkerung verschwiegen zu haben.

Frühere Regierung wollte mehr Kontrolle über mRNA-Forschung

Ein hochrangiger Regierungsvertreter erklärte, dass die frühere Administration eine stärkere Überwachung mRNA-basierter Projekte anstrebte. Ziel war eine transparentere Kommunikation und die Vermeidung verdeckter Risiken.

Die mRNA-Technologie kam bei den weltweit eingesetzten Covid-19-Impfstoffen von Moderna und Pfizer/BioNTech zum Einsatz. Diese gelten als sicher und hochwirksam. Trotzdem wächst der Widerstand gegen neue Impfstoffverfahren – insbesondere bei mRNA.

Fachleute warnen, dass die wachsende Skepsis den Zugang zu Impfstoffen in künftigen Gesundheitskrisen gefährden könnte.

Experten sehen schwerwiegende Fehlentscheidung

Dr. Ashish Jha, Dekan der Brown University School of Public Health und ehemaliger Pandemiekoordinator der US-Regierung, äußerte sich kritisch. Auf sozialen Medien verteidigte er die Sicherheit von mRNA-Impfstoffen.

Er erinnerte daran, dass unter Präsident Trump mit „Operation Warp Speed“ die Entwicklung dieser Impfstoffe überhaupt möglich wurde. Knapp zwei Milliarden Dosen seien weltweit verabreicht worden – sicher und wirksam.

Jha warnte, dass ein Übergang des H5N1-Virus auf den Menschen dramatische Folgen haben könnte. Der Abbruch des Projekts sei möglicherweise ein Fehler mit gravierenden Konsequenzen.

H5N1 bleibt bedrohlich – alter Impfstoffbestand unzureichend

Die Vogelgrippe (H5N1) ist eine Virusvariante, die überwiegend Vögel befällt, jedoch auch Menschen infizieren kann. In den USA wurden bereits mehrere Krankheitsfälle und ein Todesfall gemeldet.

Zwar existieren Impfstoffe gegen H5-Viren im nationalen Notfallvorrat. Diese basieren jedoch auf veralteten Technologien und nicht auf mRNA-Plattformen wie jene von Moderna.

Im Februar begannen US-Behörden, den Vertrag mit Moderna zu prüfen. Das Ergebnis war schließlich die vollständige Vertragsauflösung.

Pandemieberater kritisiert Rückzug als riskant

Dr. Paul Friedrichs, ehemaliger Generalmajor der US-Luftwaffe und früherer Pandemiebeauftragter des Weißen Hauses, äußerte sich im März enttäuscht. Er betonte, wie entscheidend frühe Investitionen für die Impfstoffentwicklung seien.

Friedrichs erklärte, dass die Reaktionszeit bei neu auftretenden Erregern oft knapp sei. Deshalb brauche es eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie, um schnell klinische Studien zu starten.

Angesichts der Unsicherheiten rund um H5N1 forderte er, weiter in innovative Ansätze wie mRNA zu investieren, um bestmöglich vorbereitet zu sein.

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