Seit der russischen Invasion 2022 wurden mehr als 100.000 ukrainische Soldaten wegen Desertion angeklagt, so die Generalstaatsanwaltschaft. Erschöpfung, psychische Belastung und das Gefühl einer aussichtslosen Lage treiben immer mehr Soldaten dazu, ihre Posten zu verlassen. Diese Entwicklung gefährdet die Verteidigungslinien und erschwert die strategische Kriegsführung.
Ursachen und Folgen der Desertion
Viele Soldaten, die medizinische Auszeiten nehmen, kehren nicht zurück, während andere mitten in Gefechten ihre Einheiten verlassen. Traumatische Erlebnisse und fehlende Perspektiven belasten die Moral schwer. Ein Soldat schilderte: „Man sitzt unter Beschuss, sieht Freunde sterben und weiß, dass es jeden Moment einen selbst treffen kann.“
Die Folgen sind gravierend: Die Verteidigungslinien werden geschwächt, strategische Gebiete wie die Stadt Wuhledar gingen verloren, weil Einheiten ihre Posten aufgaben. In manchen Einheiten beträgt die Truppenstärke nur noch ein Zehntel der Sollgröße, was die gesamte Mobilisierungskampagne der Regierung infrage stellt.
Trotz der Dringlichkeit sind strafrechtliche Maßnahmen gegen Deserteure oft das letzte Mittel, da viele psychologische Hilfe benötigen. Anwälte weisen darauf hin, dass nahezu keine psychische Stabilität mehr in der Infanterie vorhanden sei. Ein Offizier der 72. Brigade sagte: „Ich verurteile keinen Soldaten – jeder ist einfach erschöpft.“
Die Krise verdeutlicht den immensen Druck auf die ukrainischen Streitkräfte. Um die Verteidigungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, braucht es dringend umfassendere Unterstützung und nachhaltige Lösungen.