Zollaufschub bietet Verhandlungsspielraum – neue Frist für 1. August gesetzt
US-Präsident Donald Trump hat die geplanten höheren Importzölle zwar aufgeschoben, jedoch gleichzeitig neue Zölle für zahlreiche Länder angekündigt. 14 Nationen – darunter Japan und Südkorea – erhielten Schreiben mit Details zu den bevorstehenden Abgaben. Der Aufschub betrifft eine Maßnahme, deren Frist diese Woche auslief.
Trump drohte erneut mit einem 25-prozentigen Zoll auf Waren aus Japan und Südkorea. Die angekündigten Erhöhungen sollen ab dem 1. August gelten. Ursprünglich sollten sie am 9. Juli in Kraft treten, wurden aber zurückgestellt, um weiteren Spielraum für Handelsgespräche zu schaffen.
Präsident bleibt hart, zeigt sich aber gesprächsbereit
Auf Nachfrage eines Journalisten erklärte Trump: „Ich würde sagen fest, aber nicht zu 100 Prozent.“ Damit ließ er offen, ob die Frist endgültig sei, und stellte in Aussicht, bei Gesprächsbereitschaft anderer Länder auf Alternativen einzugehen. Laut Experten kommt die Verlängerung nicht überraschend, da Handelsverträge meist komplex und zeitintensiv sind.
Ein Analyst von Oxford Economics betonte, dass solche Abkommen häufig viele Einzelheiten umfassen. Vietnam habe als zweites Land nach Großbritannien eine Übereinkunft mit den USA erzielt. Diese diene jedoch eher als Rahmen für beschleunigte Gespräche denn als vollständiger Vertrag.
Trump veröffentlichte am Montag Briefe an Regierungschefs öffentlich. Darin machte er deutlich, dass die neuen Zölle auch vom jeweiligen Verhältnis zur US-Regierung abhängen könnten. Die meisten angekündigten Tarife entsprechen jenen, die er bereits im April unter dem Titel „Befreiungstag“ genannt hatte.
Ein Investmentstratege der OCBC Bank erklärte, die jüngsten Aussagen ließen vermuten, dass Trump mit Zolldrohungen politischen Druck aufbauen wolle, statt konkrete Maßnahmen sofort umzusetzen. Das nährt laut Analysten die Hoffnung auf neue Verhandlungsoptionen. Trump verteidigte die Zölle als Mittel zur Förderung amerikanischer Produktion und zur Sicherung von Arbeitsplätzen.
Wirtschaftswissenschaftler hingegen warnten vor steigenden Preisen im Inland und sinkender Handelsaktivität. Die US-Börsen verloren am Montag leicht. Die US-notierten Aktien von Toyota fielen um vier Prozent. Japan exportierte im letzten Jahr Waren im Wert von 148 Milliarden Dollar in die USA – nach der EU, Mexiko, China und Kanada ist Japan damit der fünftgrößte Importpartner.
Neue Strafzölle für Südostasien, Afrika und den Balkan
Zusätzlich zu Japan und Südkorea kündigte Trump neue Zollsätze an: 40 Prozent auf Produkte aus Myanmar und Laos, 36 Prozent für Thailand und Kambodscha, 35 Prozent für Serbien und Bangladesch, 32 Prozent für Indonesien, 30 Prozent für Südafrika sowie 25 Prozent für Malaysia und Tunesien.
Japans Premierminister Shigeru Ishiba reagierte am Dienstag. Er betonte, dass sein Land weiterhin auf ein für beide Seiten vorteilhaftes Abkommen mit den USA hinarbeite. Gleichzeitig kritisierte er die neuen Maßnahmen als „bedauerlich“. Südkorea kündigte an, die zusätzliche Frist für intensivere Gespräche zu nutzen.
Der thailändische Finanzminister äußerte Zuversicht, einen ähnlichen Deal wie andere Länder zu erreichen. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa wies die Maßnahmen als „einseitig“ zurück und sprach sich deutlich gegen die angekündigten Zölle aus.
Karoline Leavitt, Sprecherin des Weißen Hauses, stellte weitere Schreiben an Regierungen in Aussicht. Sie widersprach der Behauptung, das Verschieben der Frist untergrabe die Glaubwürdigkeit der US-Drohungen. „Das Telefon des Präsidenten klingelt ununterbrochen – viele Regierungschefs wollen eine Einigung“, sagte sie.
Die ersten Zollmaßnahmen im April hatten bereits starke Reaktionen an den Finanzmärkten ausgelöst. Einige besonders hohe Zölle setzte Trump daraufhin aus, beließ jedoch einen allgemeinen Satz von zehn Prozent.
Weitere Abkommen möglich – EU zeigt Gesprächsbereitschaft
US-Finanzminister Scott Bessent sprach von einem „intensiven Start in die Woche“. Viele Regierungen hätten neue Vorschläge gemacht. „Mein Postfach war gestern Abend voll mit Angeboten“, sagte er in einem Interview mit einem US-Wirtschaftssender. Trump bezeichnete seine Maßnahmen im April als „ausgleichend“, um gegen ungerechte Handelspraktiken anderer Staaten vorzugehen.
Er führte gesonderte Zölle für strategisch wichtige Branchen wie Stahl und Fahrzeuge ein und verwies dabei auf nationale Sicherheitsinteressen. Weitere Zölle auf Medikamente und Holzprodukte seien in Planung. Diese komplexe Strategie behindert die Verhandlungen – vor allem mit Japan und Südkorea im Automobilbereich.
Die USA haben bereits Abkommen mit dem Vereinigten Königreich, Vietnam und ein Teilabkommen mit China geschlossen. Diese Verträge beinhalten höhere Zollsätze als vor Trumps Amtszeit. Allerdings bleiben zentrale Fragen offen. Laut Trump stehe ein Handelsabkommen mit Indien kurz vor dem Abschluss.
Auch mit der EU laufen Gespräche. Ein Sprecher der Europäischen Kommission erklärte, dass Präsidentin Ursula von der Leyen kürzlich ein „gutes Gespräch“ mit Trump geführt habe. Man rechne nicht mit einem Zollschreiben aus Washington. Noch vor wenigen Wochen hatte Trump der EU einen 50-prozentigen Strafzoll angedroht, sollte keine Einigung zustande kommen.
In der letzten Woche warnte Trump Japan, bei Nichteinigung könne ein Zollsatz von „30 oder 35 Prozent“ drohen. Das Ultimatum läuft an diesem Mittwoch aus.