Technologieaktien haben im vergangenen Jahr starke Kursausschläge erlebt – nach oben und nach unten.
Fast jeder kennt den Autobauer Ford – aber wer kennt Acme, Adams, Abbot-Detroit oder Aerocar?
Diese Namen sind heute vergessen, weil diese Firmen früh scheiterten und nie dauerhaft erfolgreich wurden.
Sie stehen stellvertretend für viele Automarken mit „A“, die Ford nicht das Wasser reichen konnten.
Menschen erinnern sich an die Sieger – nicht an gescheiterte Unternehmen ohne Spuren in der Geschichte.
Die Tech-Branche zeigt heute ein ähnliches Bild: Viele Konkurrenten, aber nur wenige werden sich durchsetzen.
Vor hundert Jahren setzten viele Anleger auf falsche Autohersteller und verloren ihr Geld.
Nur wer auf Ford oder Chrysler setzte, konnte langfristig gewinnen – ähnlich wie heute im Tech-Sektor.
Wer morgen gewinnt, bestimmt schon heute die Kursbewegungen
Technologieaktien zeigen enorme Schwankungen – und das schon vor globalen Turbulenzen wie den US-Zöllen.
Finanzprofessor Elroy Dimson von der Universität Cambridge erkennt darin Parallelen zur Frühzeit der Autoindustrie.
Damals war klar: Autos verändern die Welt. Aber niemand wusste, welcher Hersteller überleben würde.
Auch heute lässt sich schwer sagen, welche Tech-Firma in Zukunft führend sein wird.
Viele dieser Firmen schreiben Verluste und schütten keine Dividenden aus.
Stattdessen investieren sie in Wachstum und Forschung – Gewinne liegen noch in weiter Ferne.
Solide Unternehmen zahlen regelmäßig Dividenden und wachsen langsam, aber beständig.
Tech-Aktien hingegen steigen oder fallen stark – je nachdem, was Anleger vom künftigen Erfolg erwarten.
Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown sagt: Tech-Aktien haben hohe Bewertungen und extreme Kurs-Gewinn-Verhältnisse.
Sie erklärt, dass solche Wachstumsaktien empfindlich auf Zinsänderungen reagieren.
Anleger hoffen hier auf den großen Durchbruch – nicht auf stabile Ausschüttungen in der Gegenwart.
Wenn Erwartungen enttäuschen, brechen Kurse schnell ein – oft ohne Veränderungen bei den Geschäftszahlen.
Doch positive Prognosen lassen Aktienkurse steigen – rein durch Hoffnung auf spätere Gewinne.
Diese Aktien hängen nicht an aktuellen Erträgen, sondern allein an Erwartungen.
Prof. Dimson betont: Schon kleine Änderungen bei den Wachstumsaussichten bewegen die Kurse stark.
Ähnliche Firmen reagieren oft gleichzeitig, wenn Prognosen kippen oder steigen.
So entstand auch die Dotcom-Blase – große Träume platzten, und viele Firmen verschwanden vom Markt.
Wenige Tech-Giganten bestimmen den Markt – aber niemand ist sicher
In den USA dominieren nur einige riesige Tech-Firmen das Geschehen.
Sie gelten als die „glorreichen Sieben“: Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet, Meta, Nvidia und Tesla.
Diese Konzerne sind jung und führend in Bereichen, in denen andere gescheitert sind.
Compaq, Ericsson oder Boo waren einst bekannt – heute spricht niemand mehr über sie.
Im Gegensatz zu Stahl oder Lebensmitteln verändert sich Technologie in rasantem Tempo.
Neue Ideen zerstören alte Geschäftsmodelle oft schneller, als Unternehmen reagieren können.
Niemand kann garantieren, dass die heutigen Marktführer morgen noch existieren.
Tesla verlor zuletzt Marktanteile – aus zwei Gründen.
Einerseits lehnen Kunden Elon Musks Nähe zur US-Regierung ab.
Andererseits gewinnen chinesische Hersteller wie BYD rasant an Bedeutung.
Auch Nvidia erlitt Kursverluste – nach dem Start von DeepSeek, einer chinesischen KI-Anwendung.
Diese App kostete deutlich weniger und wurde schnell sehr erfolgreich.
Die Folge: Zweifel an der amerikanischen Technologieführerschaft und der Höhe geplanter Investitionen.
Nvidia spürt den Druck – das Unternehmen liefert zentrale Chips für KI-Systeme weltweit.
Künstliche Intelligenz beherrscht nun das Technologiethema – alle behaupten, KI verändere ihr Geschäft.
Doch Prof. Dimon warnt: Bei KI fehlt noch das klare Bild wie einst bei Autos.
1910 wussten Menschen, was ein Auto leistet – bei KI fehlt diese Klarheit.
Dimon sagt: Man folgt dem „Schwarm“ – doch der irrt oft.
Finanzprofessor Robert Whaley ergänzt: Nur wenige KI-Firmen werden überleben – aber alle erhöhen die Volatilität.
Stimmung statt Substanz – Anleger handeln oft irrational
Viele Anleger verstehen KI kaum – sie folgen Trends und medialen Impulsen.
Wenn eine Firma schwächelt, fließt Kapital sofort in scheinbar bessere Konkurrenten.
Einige Investoren wählen gar nicht bewusst – Hauptsache, die Firma gehört zur Tech-Branche.
Sie streuen ihre Einsätze breit, um auf den nächsten Erfolg zu wetten.
So entstehen Kurse, die weniger auf Zahlen als auf Hoffnung beruhen.
Tech-Aktien spiegeln dann Optimismus, nicht realistische Bewertungen.
Doch Optimismus verblasst.
Vertrauen weicht schnell der Ernüchterung – sei es durch Fakten oder neue Trends.
Diese abrupte Kehrtwende ist typisch für den Technologiesektor: hochfliegend, emotional, unbeständig – schlicht: volatil.