Nvidia begeistert Anleger – CEO warnt vor wachsender Stärke chinesischer Hersteller
Technologiewerte haben am Donnerstag kräftig zugelegt, nachdem Nvidia überraschend starke Quartalszahlen vorgelegt hatte. Der Chipriese meldete einen Umsatzsprung von 69 % auf 44 Milliarden US-Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Wall Street deutlich. Dennoch warnte CEO Jensen Huang vor zunehmendem Wettbewerbsdruck aus China.
Der europäische Technologieindex Stoxx Europe Tech stieg um 0,8 %, während ASML, der niederländische Hersteller von Chipanlagen, um 2,4 % zulegte. In den USA kletterten die Nasdaq-Futures um 2 %, Nvidia-Aktien stiegen vorbörslich um 6 %.
Hintergrund der Unsicherheit ist ein Exportverbot für KI-Chips nach China, das US-Präsident Donald Trump im April verhängt hatte. Nvidia darf dadurch unter anderem seine H20-KI-Chips nicht mehr nach China liefern – ein herber Verlust für einen seiner wichtigsten Märkte. Huang erklärte gegenüber Bloomberg, dass chinesische Firmen wie Huawei diese Lücke zunehmend ausfüllen. „Die chinesischen Wettbewerber haben sich weiterentwickelt“, sagte Huang. Huawei sei inzwischen „äußerst leistungsfähig“. Zudem betonte er: „Man darf den chinesischen Markt nicht unterschätzen – dort sitzt die größte Community von KI-Forschern weltweit.“
Nvidia geht davon aus, dass die neuen Handelsbeschränkungen im zweiten Quartal zu einem Umsatzverlust von rund 8 Milliarden US-Dollar führen werden. Gleichzeitig setzt das Unternehmen verstärkt auf neue Geschäftsbeziehungen im Nahen Osten, um das China-Geschäft teilweise zu kompensieren.
Gerichtsentscheidung und Musks Rückzug treiben weitere Kursgewinne
Zusätzlichen Rückenwind erhielten Tech-Aktien durch eine Entscheidung eines US-Handelsgerichts, das gegen Trumps weitreichende Zollpolitik urteilte. Das Urteil könnte die Grundlage für zahlreiche Sonderabgaben infrage stellen, allerdings hat das Weiße Haus bereits Berufung eingelegt.
Auch Tesla profitierte: Die Aktie legte um 2,6 % zu, nachdem CEO Elon Musk seinen Rücktritt aus der Trump-Regierung bekanntgab. Musk leitete seit Januar das sogenannte „Department of Government Efficiency“ (Doge), das staatliche Ausgaben massiv kürzte. Nach schwachen Tesla-Zahlen und einem gescheiterten Versuch, einen konservativen Kandidaten in den Supreme Court zu bringen, zieht sich Musk nun offiziell zurück.
Die Kombination aus starken Unternehmenszahlen, politischer Bewegung und Hoffnung auf stabilere Handelsbedingungen ließ die Kurse im Technologie- und KI-Sektor deutlich anziehen – auch wenn geopolitische Unsicherheiten und Handelsrisiken weiterhin über den Märkten schweben.