Syrien in Aufruhr: Damaskus wird zur Zielscheibe der Rebellen

by Silke Mayr
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Die jüngste Offensive könnte zur größten Bedrohung für Syriens Präsidenten seit 13 Jahren Bürgerkrieg werden.
Die Ereignisse der letzten Tage haben die Situation in Syrien drastisch verändert.


Rebellen übernehmen Kontrolle in Hama

Die syrische Regierung betonte weiterhin, dass das Militär die Verteidigung in Hama halten werde. Doch die Rebellen drangen in die Stadt ein. Kurze Zeit später bestätigte die syrische Armee ihren Rückzug aus Hama. Damit fiel die Stadt erstmals an die Rebellenfraktionen.

Die Rebellen unter der Führung der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) haben nun Homs als nächstes Ziel auserkoren. Zehntausende Menschen fliehen aus der Stadt, da ein weiterer großer Kampf bevorstehen könnte.

Die Lage für Präsident Bashar al-Assad und seine Unterstützer, insbesondere Russland und Iran, verschärft sich deutlich.

Homs ist strategisch bedeutender als Aleppo oder Hama. Es verbindet das Assad-Herzland mit dem westlichen und südlichen Syrien und stellt somit einen wichtigen Knotenpunkt dar. Die Offensive der HTS könnte ein ernsthafter Angriff auf Assads Macht werden.

HTS-Führer Abu Mohammed al-Jawlani bestätigte in einem CNN-Interview: Die Rebellen wollen das Assad-Regime stürzen.

Ob Assad dieser Herausforderung standhalten kann, bleibt offen.


Die Rolle von Russland und Iran

Die syrische Armee besteht hauptsächlich aus Wehrpflichtigen. Die Soldaten sind schlecht bezahlt und ausgerüstet, ihre Moral ist niedrig. Desertion ist ein bekanntes Problem.

Nachdem die syrische Armee Aleppo und Hama nicht halten konnte, erhöhte Assad kürzlich die Soldgehälter um 50 %. Doch dies scheint den Trend nicht zu wenden.

Russische Flugzeuge unterstützten die syrischen Kräfte in Hama, jedoch nicht mit ausreichender Wirkung. Es wird spekuliert, dass Moskau aufgrund des Ukraine-Krieges nicht mehr in der Lage ist, das entscheidende Eingreifen wie 2015 durchzuführen.

Trotzdem hält Russland strategische Interessen in Syrien, vor allem die Marinebasis in Tartus. Diese ist Moskaus einziger Militärstützpunkt im Mittelmeer. Sollte Homs in die Hände der Rebellen fallen, wäre die Basis gefährdet.

Auch Iran spielt eine entscheidende Rolle. Die von Teheran unterstützten Milizen wie die Hisbollah haben bisher entscheidend zur Stabilität von Assads Herrschaft beigetragen. Doch durch die Angriffe Israels und interne Schwäche zeigt sich Hisbollah geschwächt.

Dennoch unterstützen Quellen aus Syrien und dem Libanon Eliteeinheiten der Hisbollah bei der Verteidigung in Homs.

Iran scheint derzeit weniger auf direkte militärische Konfrontationen zu setzen als in den vergangenen Jahren.

Es wird spekuliert, ob iranische Milizen aus dem Irak ebenfalls in den Konflikt eingreifen könnten. Doch sowohl die irakische Regierung als auch mächtige Schiitenführer warnen davor.


Die geopolitische Balance und ihre Auswirkungen

Assads Überlebenschancen hängen nicht nur von seiner Armee und den Unterstützern ab. Es existieren verschiedene Gruppen, die gegen ihn kämpfen, darunter die kurdischen Kräfte im Nordosten und die türkisch gestützte Syrian National Army.

Auch die Gruppe Islamischer Staat (IS) könnte von diesem Konflikt profitieren, indem sie Gebiete über ihre bisherigen Rückzugsorte hinaus beansprucht.

Die fehlende Einheit unter den Rebellengruppen war bisher ein entscheidender Faktor für Assads Überleben. Unterstützer hoffen, dass dieser Faktor erneut zum Tragen kommt.

Viele Minderheitengruppen, darunter Alawiten, sehen in Assad weiterhin das kleinere Übel. Sie fürchten, dass eine islamistische Gruppe ihre Städte übernehmen könnte. HTS hat seine Verbindung zu Al-Kaida offiziell abgelehnt, dennoch gelten viele Anhänger weiterhin als extremistisch.

Die entscheidenden Akteure außerhalb Syriens – Russland, Iran und Türkei – müssen ihre Strategie möglicherweise neu überdenken. Frühere Vereinbarungen über Konfliktzonen, wie 2020 in Idlib, könnten durch die schnelle Eskalation erneut infrage gestellt werden.

Die Zukunft Syriens wird entscheidend davon abhängen, wie diese internationalen Mächte ihre Interessen gewichten: Ein Syrien mit oder ohne Assad.

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