Amorim bleibt im Amt – doch die Zweifel wachsen
Nach der Niederlage gegen Tottenham verließ Manchester United am Donnerstag Bilbao mit demonstrativer Gelassenheit. Trotz der sportlichen Krise steht der Klub weiterhin hinter Trainer Ruben Amorim. Dieser hatte erklärt, er würde sofort zurücktreten, wenn das Vertrauen der Fans oder der Klubführung schwinde. Intern jedoch gibt es keine Pläne für einen Wechsel. Amorim soll den bevorstehenden Umbruch leiten. Die Klubverantwortlichen hoffen noch immer auf eine Rückkehr in die Spitzengruppe der Premier League. Doch Hoffnung allein reicht nicht. Das 0:1 gegen Tottenham bedeutet das endgültige Aus im internationalen Wettbewerb. Gleichzeitig treten strukturelle Defizite, finanzielle Engpässe und personelle Unsicherheiten offen zutage. Dieser Bericht beleuchtet die wirtschaftliche Lage, die Transferstrategie, potenzielle Abgänge und Amorims prekäre Situation.
Verpasste Champions League kostet Millionen
Demnächst wird United seine Quartalszahlen veröffentlichen – mit klaren finanziellen Konsequenzen. Das Scheitern in der Champions League kostet den Klub zehn Millionen Pfund im Sponsorenvertrag mit Adidas. Zwar verteilt sich diese Summe über den Rest der Laufzeit bis 2035, doch wiederholte Misserfolge würden sich deutlich bemerkbar machen. Auch im Ligabetrieb drohen Verluste: Aktuell droht Rang 16 – das wären 33 Millionen Pfund weniger als bei Platz fünf. Zudem entgehen dem Verein mindestens vier Heimspiele in der Champions League, jedes mit einem Erlös von rund 4,3 Millionen Pfund. Insgesamt summieren sich die Verluste auf rund 100 Millionen Pfund. Erste Konsequenzen zeigen sich bereits: Dienstreisen, Essenszuschüsse und andere Privilegien wurden gestrichen. Eine neue Kündigungswelle trifft medizinisches und sportwissenschaftliches Personal sowie das Scouting-Team. Doch die wahren finanziellen Probleme liegen tiefer – zu hohe Gehälter und schlecht investierte Transfergelder drücken auf die Bilanz.
Neue Transfers nur durch Verkauf möglich
Trotz schwieriger Lage möchte United im Sommer aktiv werden – aber nur, wenn vorher Spieler verkauft werden. Der Klub schuldet derzeit 272 Millionen Pfund an ausstehenden Transferzahlungen, 156 Millionen davon sind in Kürze fällig. Hinzu kommen Verluste von über 113 Millionen Pfund sowie Abfindungen in Höhe von 14,5 Millionen Pfund für das Trainerteam um Erik ten Hag. Dennoch plant man die Verpflichtung von Matheus Cunha von den Wolverhampton Wanderers, der eine Ausstiegsklausel von 62,5 Millionen Pfund besitzt. Diese Summe kann nur über Spielerverkäufe refinanziert werden. Geschwindigkeit ist dabei entscheidend. Verzögerte Abgänge führen zu überteuerten Last-Minute-Deals – wie 2022, als nach dem geplatzten De-Jong-Transfer Casemiro und Antony für 150 Millionen Pfund geholt wurden. Beide konnten die Erwartungen bislang nicht erfüllen.
Kaum noch unverkäufliche Spieler im Kader
In Manchester ist kaum noch jemand unantastbar. Selbst Bruno Fernandes könnte bei einem attraktiven Angebot den Verein verlassen, trotz gegenteiliger Aussagen. Victor Lindelöf und Christian Eriksen werden den Klub am Saisonende verlassen. Marcus Rashford will unter Amorim nicht mehr spielen, lehnt aber eine Gehaltskürzung ab. Barcelona zeigt Interesse, hat jedoch begrenzte Mittel. Sollte Chelsea Jadon Sancho per Rückkaufklausel zurückholen, steht United vor der nächsten Entscheidung. Auch Alejandro Garnacho hat sich mit Amorim überworfen – Chelsea bleibt aufmerksam. André Onana wird lose mit einem Wechsel nach Saudi-Arabien in Verbindung gebracht. Ersatztorhüter Altay Bayındır sucht mehr Einsatzzeit und dürfte wechseln. Weitere Wechselkandidaten sind Casemiro, Maguire, Shaw, Mount, Ugarte, Malacia sowie die Stürmer Højlund und Zirkzee – allesamt teuer und bislang nicht überzeugend. Doch ihre hohen Gehälter erschweren Transfers erheblich.
Amorim braucht dringend Erfolge
Die Vereinsführung stärkte Amorim nach dem Spiel verbal den Rücken. Der Trainer selbst sieht Fortschritte im taktischen Verständnis seines Teams. Ein Spielzug mit einem langen Pass von Casemiro auf Dorgu unterstrich seine Vision – auch wenn keine Torchance entstand. Doch sechs Siege in 26 Spielen reichen bei einem Klub wie United nicht aus. In anderen Topligen hätte man längst gehandelt. Bei United hält man (noch) an Amorim fest, doch Zweifel wachsen. Einige Spieler stehen seinem Stil kritisch gegenüber. Ehemalige Profis zweifeln an der Autorität eines so jungen Trainerteams. Ohne schnelle Resultate wird Amorim schwer zu halten sein. Der Saisonstart 2025/26 könnte bereits seine letzte Chance darstellen.
Asientour soll Einnahmen sichern
Nach dem Spiel gegen Aston Villa bricht United zu einer zweiwöchigen Asientour auf. Sie soll rund zehn Millionen Pfund einbringen. Die Stimmung im Team ist verhalten – doch die Einnahmen sind angesichts der Verluste nötig. Ein Testspiel gegen den ebenfalls europafreien AC Mailand ist möglich. Ohne Europapokal bleibt mehr Trainingszeit, aber auch mehr Raum für öffentliche Kritik. Medien und Fans werden genauer hinschauen. Interne Probleme könnten schneller publik werden. Manchester United bleibt im Fokus – in Erfolg wie in Niederlage. Die Aufmerksamkeit bleibt. Jetzt muss der Klub liefern, um wieder sportlich relevant zu werden.