Solarprojekt für britische Schulen: Einsatz chinesischer Module löst Debatte aus

by Silke Mayr
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Start von Great British Energy mit Technik aus China

Im Zuge des ersten großen Projekts des neuen britischen Staatsunternehmens „Great British Energy“ (GBE) wurden elf Schulen mit Solaranlagen ausgestattet. Die dabei verwendeten Solarmodule stammen jedoch nicht aus Großbritannien, sondern von den chinesischen Unternehmen Aiko und Longi.

Die Regierung hatte GBE mit dem Ziel gegründet, die Energiewende im Land voranzutreiben – mit erneuerbarer Energie „im Besitz der Bevölkerung, für die Bevölkerung“. Dass die erste Maßnahme auf ausländische Technik setzt, sorgt nun für Kritik.


Menschenrechtsbedenken bei Zulieferern

Labour-Abgeordnete Sarah Champion äußerte scharfe Bedenken hinsichtlich der Herkunft der Solarmodule. Sie verwies auf Vorwürfe zu Zwangsarbeit in der chinesischen Region Xinjiang, aus der ein Großteil des weltweiten Polysiliziums stammt – einem zentralen Rohstoff für Solarpanels.

„Ich unterstütze das Ziel von GB Energy“, sagte Champion, „aber wir dürfen keine öffentlichen Gelder für Lieferketten verwenden, die mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen.“ Sie forderte, britische Unternehmen stärker zu berücksichtigen – auch wenn deren Produkte teurer seien. Alternativen aus Taiwan, Kanada oder Großbritannien seien verfügbar.

Die Unternehmen Aiko und Longi betonten, sie lehnten jede Form von Zwangsarbeit ab. Beide Hersteller gaben an, regelmäßig interne Kontrollen und externe Prüfungen durchzuführen, um ethische Standards einzuhalten.


Gesetz gegen moderne Sklaverei greift nur begrenzt

Seit 2024 dürfen keine öffentlichen Mittel in Projekte fließen, bei denen Hinweise auf moderne Sklaverei in der Lieferkette bestehen. Trotzdem kamen laut offiziellen Daten fast 70 Prozent der im Vereinigten Königreich importierten Solarmodule im Jahr 2024 aus China – ein Anstieg gegenüber 2023.

Mark Candlish, Geschäftsführer des britischen Solartechnik-Herstellers GB-Sol, erklärte: „China dominiert den Markt. Wer günstige Solartechnik beschaffen will, kommt an chinesischen Produkten kaum vorbei.“ Gleichzeitig bezeichnete er den Ursprung des Polysiliziums als eines der größten sozialen Probleme der Branche.


GB Energy kündigt mehr Kontrolle in der Beschaffung an

Das aktuelle GBE-Projekt umfasst Investitionen in Höhe von 200 Millionen Pfund, mit denen Solaranlagen auf Dächern von Schulen und Krankenhäusern installiert werden sollen. Die erste Finanzierungsrunde wurde für chinesische Produkte verwendet, wie eine Informationsanfrage an das Bildungsministerium ergab.

Ein Sprecher von GB Energy erklärte, alle Verträge hätten den britischen Vergaberegeln und dem Modern Slavery Act entsprochen. Das Unternehmen plane neue Transparenzregeln und wolle sicherstellen, dass Lieferketten ethischen Grundsätzen folgen.

„In der britischen Energiewende darf kein Platz für Zwangsarbeit sein“, so der Sprecher. GBE arbeite aktiv an strengeren Standards, besseren Offenlegungspflichten und einem engeren Austausch mit internationalen Partnern.


Hersteller verteidigen sich gegen Vorwürfe

Beide chinesischen Anbieter sind Mitglied der Solar Stewardship Initiative, die sich für verantwortungsvolle Beschaffung in der Solarbranche einsetzt. Aiko erklärte, man überprüfe Lieferketten fortlaufend und setze internationale Standards konsequent um.

Longi erklärte, man nehme alle Vorwürfe ernst. Der Bericht einer britischen Universität über mögliche Verbindungen zu Zwangsarbeit bilde nicht alle Maßnahmen des Unternehmens ab. Man arbeite mit unabhängigen Prüfinstanzen zusammen und strebe eine vollständige Risikobewertung an.

Trotz dieser Erklärungen bleibt die Diskussion über die ethische Vertretbarkeit chinesischer Solartechnik in öffentlichen Projekten bestehen. Die Abhängigkeit von einem stark konzentrierten Weltmarkt stellt die Energiewende in Großbritannien vor komplexe moralische und wirtschaftliche Herausforderungen.

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