Schwere Vorwürfe gegen ehemalige Führungskräfte der Signa Prime Selection AG
Der Insolvenzverwalter der Signa Prime Selection AG, Norbert Abel, geht in vollem Umfang gegen die ehemaligen Vorstände und Aufsichtsräte des Unternehmens vor. In einem drastischen Schritt fordert er Schadensersatz in Milliardenhöhe und erhebt schwere Vorwürfe von Insolvenzverschleppung sowie Pflichtverletzungen.
Vorwürfe wegen verspäteter Insolvenzmeldung
Nach der Insolvenz im November 2023 intensiviert der Insolvenzverwalter seine Bemühungen, die Gläubiger zu entschädigen. Kurz vor Jahresende verschickte Abel Haftungsschreiben an vier ehemalige Vorstandsmitglieder und zwölf frühere Aufsichtsräte, darunter auch der ehemalige SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer. Abel wirft den Führungskräften vor, die Insolvenz der Signa Prime zu verzögern und ihre Sorgfaltspflichten grob verletzt zu haben. Er betont, dass das Unternehmen spätestens seit dem 31. März 2022 zahlungsunfähig war, was den Vorstand und Aufsichtsrat dazu verpflichtet hätte, sofortige Schritte einzuleiten – einschließlich der Stellung eines Insolvenzantrags.
Verstöße gegen Pflichten führten zu erheblichen Verlusten
Die Vorwürfe gegen die ehemaligen Führungskräfte sind schwerwiegender Natur. Abel kritisiert das mangelhafte Controlling und die unzureichende Finanzplanung, die die Situation erheblich verschärften. Ein Betriebsverlust und eine niedrige Insolvenzquote führten dazu, dass die Gläubiger mehr Schaden erlitten. Zudem wurden „rechtswidrige Zahlungen, Intercompany-Kredite und nicht eingeforderte Rückzahlungen“ festgestellt. Die Finanzplanung war auf simplen Excel-Dateien aufgebaut, die als „Bierdeckel-Kalkulationen“ bezeichnet wurden.
Verantwortung des Aufsichtsrats und weitere Ermittlungen
Auch den Aufsichtsräten wird eine erhebliche Mitverantwortung zugeschrieben. Abel wirft ihnen vor, den Vorstand nicht ausreichend überwacht und eine Insolvenzanmeldung zu spät verlangt zu haben. Der Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen, und Abel weist darauf hin, dass weitere Haftungsansprüche gegen die Verantwortlichen möglich sind.
Darüber hinaus fordert er bereits ausgezahlte Honorare von den ehemaligen Führungskräften zurück, und einige Zahlungen wurden bereits erfolgreich eingezogen. Die Klärung der Haftungsansprüche bleibt aufgrund der komplexen Konzernstruktur der Signa Prime eine Herausforderung.