Rechtsextreme Gewalt in Magdeburg: Der tödliche Autoanschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember hat eine Welle der Feindseligkeit gegenüber Migranten ausgelöst. Bürgerrechtsorganisationen berichten von einem alarmierenden Anstieg rassistischer Übergriffe, der die Migrantengemeinschaft in Angst versetzt.
Ein saudi-arabischer Arzt, der seit 2006 in Deutschland lebte, steuerte sein Fahrzeug in die Menschenmenge. Der Angriff tötete fünf Frauen und einen neunjährigen Jungen, über 200 Menschen wurden verletzt.
Obwohl die Behörden erklärten, dass der Täter nicht dem typischen Profil extremistischer Angreifer entspricht, hat der Anschlag die rechtsextreme Rhetorik befeuert. Es folgten Proteste und zunehmende Spannungen in der Stadt.
Rechtsextreme Demonstrationen schüren Gewalt gegen Migranten – Rechtsextreme Gewalt in Magdeburg
Nur einen Tag nach dem Anschlag versammelten sich rechte Gruppen zu einer großen Demonstration in Magdeburg. Seitdem sind rassistische Übergriffe sprunghaft angestiegen.
Der Deutsch-Syrische Kulturverein meldet eine Zunahme rassistischer Angriffe um 70 %. „Der Hass hat eine neue Dimension erreicht“, erklärte Saeeid Saeeid, ein syrischer Migrant, der seit sieben Jahren in Deutschland lebt.
„Die Vorurteile existierten schon immer, aber nun fühlen sich Menschen bestärkt, sie offen auszuleben“, fügte er hinzu.
Ketevan Asatiani-Hermann, die neue Vorsitzende des Magdeburger Beirats für Integration und Migration, sagte, Opfer rassistischer Gewalt fühlten sich zunehmend allein gelassen.
„Der Hass war immer da, aber jetzt trauen sich die Menschen, ihn offen zu zeigen“, sagte Asatiani-Hermann, die 2011 aus Georgien nach Magdeburg zog.
Sie kritisierte, dass die Polizei manchmal eher die Opfer kontrolliert als die Täter. Viele Migranten vermeiden es, Angriffe zu melden, aus Angst vor negativen Folgen für ihren Aufenthaltsstatus.
Politische Polarisierung und AfD-Zuwachs verschärfen Lage
Magdeburg ist eine Hochburg der rechtspopulistischen AfD, die bundesweit derzeit bei rund 20 % liegt.
Obwohl die AfD nicht direkt regieren kann, verändert ihr wachsender Einfluss die politische Diskussion über Migration erheblich.
Asatiani-Hermann warnte, dass ein weiterer Wahlerfolg der AfD die gesellschaftliche Atmosphäre für Migranten zunehmend feindselig machen könnte.
Bürgermeisterin Simone Borris rief zur Einheit auf. „Zusammenhalt und Gemeinschaft sind die Grundlage unserer Stadt und müssen geschützt werden“, erklärte sie.
Saeeid forderte die Stadtverwaltung auf, entschlossen gegen die wachsende Fremdenfeindlichkeit vorzugehen.
„Wir werden nicht zulassen, dass Magdeburg zu einem Symbol für Hass wird“, sagte er.