90 Prozent der Pilz-Hotspots sind ungeschützt
Die unterirdischen Pilznetzwerke, die für das Funktionieren der globalen Ökosysteme entscheidend sind, benötigen dringend politischen Schutz. Das fordert die Forschungsorganisation Society for the Protection of Underground Networks (Spun) in einer neuen Studie.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben erstmals hochauflösende Biodiversitätskarten der unterirdischen Mykorrhiza-Pilzökosysteme erstellt. Die im Fachjournal Nature veröffentlichte Studie zeigt, dass rund 90 Prozent der besonders artenreichen Mykorrhiza-Gebiete außerhalb bestehender Schutzgebiete liegen. Der Verlust dieser Lebensräume könnte die Fähigkeit der Böden zur CO₂-Speicherung, die Produktivität von Nutzpflanzen sowie die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegenüber extremen Klimaereignissen schwächen.
Mykorrhiza-Pilze leben in Symbiose mit Pflanzenwurzeln. Sie versorgen Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen und binden jährlich über 13 Milliarden Tonnen CO₂ im Boden – etwa ein Drittel der globalen Emissionen durch fossile Brennstoffe.
Politischer Handlungsbedarf und rechtliche Lücken
„Diese Pilze stehen seit 450 Millionen Jahren im Dienst des Lebens auf der Erde – ohne sie hätten Pflanzen den Planeten nie besiedeln können“, sagt Dr. Toby Kiers, Geschäftsführerin von Spun. Die Zerstörung dieser „Ökosystem-Ingenieure“ gefährde die Regeneration von Wäldern, den landwirtschaftlichen Ertrag und die Biodiversität über der Erde.
Das globale Mapping-Projekt von Spun entstand 2021 gemeinsam mit Partnern wie der Fungi Foundation und dem Global Soil Mycobiome Consortium. Mithilfe von maschinellem Lernen und einer Datenbasis von über 2,8 Milliarden Pilzproben aus 130 Ländern konnten die Forscher die Vielfalt der Pilznetzwerke weltweit auf einem Quadratkilometer-Raster vorhersagen.
Dabei zeigte sich: Nur 9,5 Prozent dieser Hotspots liegen in bestehenden Schutzgebieten. Besonders bedroht sei etwa die Küste Ghanas – ein globales Zentrum der Pilzvielfalt, das jährlich zwei Meter an Erosion verliert.
Die Forschenden betonen, dass der Schutz dieser Pilze nicht nur dem Klima, sondern auch der Ernährungssicherheit und der menschlichen Gesundheit diene. Doch bislang seien die unterirdischen Ökosysteme weder in Gesetzen noch in politischen Strategien berücksichtigt. Ein Ausbau der Kartierungen könne politische Entscheidungen künftig gezielter lenken. Spun stellt die Daten über ein interaktives „Underground Atlas“-Tool der Öffentlichkeit zur Verfügung.