Neuer Bluttest erkennt Alzheimer und verfolgt den Krankheitsverlauf

by Richard Parks
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Ein neuer Bluttest zeigt großes Potenzial, Alzheimer bei Menschen mit Gedächtnis- oder Denkstörungen zu erkennen und den Krankheitsverlauf zu verfolgen. Das Verfahren könnte Ärzten helfen, gezielt passende Behandlungen auszuwählen – insbesondere neue Medikamente wie Donanemab und Lecanemab, die nur im Frühstadium wirksam sind.

Professor Oskar Hansson von der Universität Lund, Mitautor der Studie, betonte die Bedeutung zuverlässiger und bezahlbarer Diagnostik. Der Bedarf an genauen Alzheimer-Tests wächst, vor allem, da immer mehr Länder Therapien zulassen, die gezielt gegen Amyloid-Ablagerungen wirken.

Wichtiger Biomarker im Blut entdeckt

Alzheimer wird vor allem durch die Ablagerung von Amyloid-Plaques und das Verklumpen von Tau-Proteinen im Gehirn gekennzeichnet. Die im Fachjournal Nature Medicine veröffentlichte Studie konzentriert sich auf ein bestimmtes Tau-Fragment namens eMTBR-tau243. Dieses wurde in Blutproben nachgewiesen und zeigte eine enge Verbindung zu den typischen Tau-Verklumpungen im Gehirn.

Bei einer Untersuchung von 902 Teilnehmenden hatten Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung durch Alzheimer erhöhte Werte dieses Fragments. Bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz waren die Werte noch höher. Menschen mit Gedächtnisproblemen aus anderen Ursachen zeigten hingegen keine erhöhten Werte. Das spricht dafür, dass eMTBR-tau243 ein spezifischer Marker für Alzheimer ist.

Professorin Tara Spires-Jones von der Universität Edinburgh, die nicht an der Studie beteiligt war, bezeichnete die Ergebnisse als vielversprechend. Sie hob hervor, dass dieser Marker bisherigen Tests überlegen sei und dabei helfen könne, die Wirksamkeit neuer Medikamente zu beurteilen. Allerdings wies sie darauf hin, dass der Test aktuell noch nicht für die breite Anwendung geeignet sei. Er erfordert aufwendige Labortechniken, die vereinfacht und günstiger gemacht werden müssen.

Perspektiven für individuellere Alzheimer-Therapien

Dr. Sheona Scales von Alzheimer’s Research UK betonte die Relevanz der Entdeckung. Zwar würden mehrere Biomarker untersucht, doch eMTBR-tau243 sei besonders bemerkenswert. Die enge Verbindung zu Gedächtnis- und Denkfähigkeit könne dabei helfen, die Auswirkungen der Krankheit auf das Gehirn genauer zu verfolgen.

Eine weitere Studie, ebenfalls in Nature Medicine erschienen, liefert zusätzliche Erkenntnisse. Sie untersuchte zwei Proteine – YWHAG und NPTX2 – in der Rückenmarksflüssigkeit. Forscher analysierten 3.397 Proben von Personen aus den USA, Schweden und Finnland. Das Verhältnis dieser beiden Proteine spiegelte den Grad der kognitiven Beeinträchtigung wider, unabhängig von den Werten für Amyloid oder Tau.

Professor Tony Wyss-Coray von der Stanford University, Mitautor der zweiten Studie, erklärte, diese Erkenntnisse könnten zu gezielteren Behandlungen führen. Ärzte könnten besser entscheiden, welche Patienten für bestimmte Therapien infrage kommen. Gleichzeitig ließen sich klinische Studien effizienter gestalten.

Diese Fortschritte in der Alzheimer-Forschung könnten zu früherer Diagnose und individuell angepassten Therapien führen – ein wichtiger Schritt für eine wirksamere Behandlung in der Zukunft.

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