Katar hat seine Rolle als Vermittler im Konflikt zwischen Israel und der Hamas vorübergehend ausgesetzt. Hintergrund dieser Entscheidung sei der zunehmende Frust über den Stillstand in den Waffenstillstandsverhandlungen, wie mit den Gesprächen vertraute Offizielle mitteilten. Eine Wiederaufnahme der Vermittlung durch Katar könnte jedoch möglich sein, falls beide Seiten deutliche Bereitschaft zur Erreichung eines Waffenstillstands zeigen, so ein ägyptischer Beamter.
Nach Bekanntgabe der Entscheidung wurden Israel, die Hamas und die USA unverzüglich informiert, bestätigten diplomatische Quellen. Ein hochrangiger Hamas-Vertreter äußerte, man sei über Katars Entscheidung informiert worden, “aber niemand hat uns aufgefordert, das Land zu verlassen.” Die Entscheidung Katars scheint als Reaktion auf die wiederholte Ablehnung von Vorschlägen zur Freilassung von Geiseln durch die Hamas getroffen worden zu sein, was auch Druck seitens US-Beamter auf Katar ausgelöst haben soll.
Gewalt eskaliert weiter in Gaza und Libanon
Unterdessen eskaliert die Gewalt in Gaza und im Libanon weiter. Palästinensische medizinische Quellen berichteten, dass drei getrennte israelische Luftangriffe am Samstag mindestens 16 Zivilisten töteten, darunter Frauen und Kinder. Parallel dazu griff Israel Stellungen der Hisbollah im Libanon an, darunter Ziele in den südlichen Vororten Beiruts und in Tyros, wo Berichten zufolge sieben Menschen ums Leben kamen.
In Gaza traf ein Angriff eine Unterkunft in einer ehemaligen Schule, bei dem sechs Menschen starben, darunter Journalisten und Kinder. Israelische Vertreter gaben an, das Ziel sei ein Kämpfer des Palästinensischen Islamischen Dschihad gewesen, ohne jedoch nähere Beweise zu liefern. Weitere Angriffe trafen Zeltunterkünfte im südlichen Khan Younis sowie den Hof eines Krankenhauses in Zentral-Gaza, wo ebenfalls mehrere Zivilisten, darunter ein Journalist, ums Leben kamen.
Begrenzte humanitäre Hilfe erreicht den Norden von Gaza
Im humanitären Bereich ließ Israel erstmals seit mehreren Wochen begrenzte Hilfslieferungen in den Norden des Gazastreifens zu. Die israelische Militärbehörde COGAT bestätigte, dass am Donnerstag elf Lastwagen die Region erreichten. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) stellte jedoch fest, dass einige Lieferungen ihre vorgesehenen Ziele nicht erreichten, nachdem israelische Truppen in bestimmten Gebieten die Versorgung umleiteten.
Diese humanitäre Hilfe kam angesichts eines Drängens der USA, Israel müsse täglich mindestens 350 Lkw mit Lebensmitteln und Hilfsgütern nach Gaza lassen. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Integrierten Phase-Klassifikation zur Lebensmittelsicherheit (IPC) warnte zudem vor einer drohenden Hungersnot im Norden Gazas. Israels humanitäre Agentur wies den Bericht jedoch als “auf voreingenommenen Daten und unzuverlässigen Quellen basierend” zurück.
Mit der anhaltenden Gewalt hat die Vertreibung in Gaza dramatische Ausmaße angenommen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass 90 % der Bevölkerung durch die israelischen Offensiven vertrieben wurden, wobei wiederholt dicht besiedelte zivile Orte bombardiert werden. Das israelische Militär behauptet, dass die Hamas diese zivilen Bereiche, darunter Schulen und Krankenhäuser, für militärische Zwecke nutze.
Der aktuelle Konflikt begann nach dem Angriff palästinensischer Milizen auf israelischem Boden am 7. Oktober 2023, bei dem 1.200 Menschen starben und 250 Geiseln genommen wurden. Seitdem berichten palästinensische Gesundheitsbehörden von über 43.000 Opfern in Gaza, wobei mehr als die Hälfte Frauen und Kinder sein sollen.