Im Rahmen einer neuen Initiative haben 18 EU-Mitgliedstaaten eine Absichtserklärung unterzeichnet, um ihre Anstrengungen im Bereich der Luft- und Raketenabwehr zu bündeln. Ziel ist es, gemeinsam Ressourcen zu teilen und die Kosten für die Entwicklung fortschrittlicher Verteidigungssysteme zu reduzieren. Diese Zusammenarbeit kommt zu einem Zeitpunkt erhöhter Sicherheitsbedenken, insbesondere nach der russischen Invasion in die Ukraine, und soll dazu beitragen, die Verteidigungsfähigkeit der EU zu stärken.
Die EU hat die Verbesserung ihrer Luft- und Raketenabwehrsysteme zu einer ihrer höchsten Prioritäten erklärt, da der Schutz des Luftraums als entscheidend für die nationale und europäische Sicherheit angesehen wird. Durch das Bündeln von Ressourcen wollen die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass sie im Umgang mit modernen Bedrohungen besser aufgestellt sind.
„Luftüberlegenheit ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Verteidigung“, erklärte Paweł Ksawery Zalewski, polnischer Staatssekretär für nationale Verteidigung. „Wir konzentrieren uns auf verschiedene Technologien, darunter Anti-Raketen- und Anti-Drohnen-Systeme, um in einem Krieg einen strategischen Vorteil zu sichern.“
Neben der Luft- und Raketenabwehr haben die Mitgliedstaaten der EU auch Interesse an der Zusammenarbeit in weiteren Bereichen bekundet, wie etwa der elektronischen Kriegsführung, schwimmender Munition und der Entwicklung europäischer Kriegsschiffe. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, eine breitere Verteidigungsstrategie zu entwickeln und eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Staaten zu vermeiden. Der Fokus auf die Luft- und Raketenabwehr ist besonders wichtig, da diese Technologien erst in den letzten Jahren stärker zum Einsatz kamen.
„Die Technologien sind verfügbar, aber es geht nun darum, sie effizient einzusetzen“, so Zalewski weiter.
Ein wichtiger Aspekt der Zusammenarbeit ist auch der wirtschaftliche Nutzen, den die EU-Mitgliedstaaten aus dieser Initiative ziehen können. Laut der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) werden durch die Entwicklung und Integration moderner Raketenabwehrsysteme nicht nur die militärischen Kapazitäten der EU gestärkt, sondern es wird auch die europäische Industrie und Forschung gefördert. „Diese Projekte bieten nicht nur sicherheitspolitische Vorteile, sondern auch wirtschaftliche Impulse für die gesamte europäische Verteidigungsindustrie“, erklärte Stefano Cont, Direktor für Fähigkeiten, Rüstung und Planung bei der EDA.
Die Kooperation soll auch fortschrittliche Technologien wie Satellitenüberwachung, künstliche Intelligenz und weltraumbasierte Sensoren zur Risikoanalyse umfassen. Diese Technologien helfen dabei, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und schneller darauf zu reagieren, was die Fähigkeit der EU verbessert, ihre Mitgliedstaaten zu schützen.
„Es geht nicht nur darum, unsere militärischen Systeme zu verbessern, sondern auch unsere technologischen Fähigkeiten auszubauen, um Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren und ihnen zu begegnen“, sagte Cont.
Trotz eines signifikanten Anstiegs der militärischen Ausgaben in den EU-Staaten, die 2024 voraussichtlich 326 Milliarden Euro erreichen werden, warnt die EDA, dass nationale Bemühungen allein nicht ausreichen, um die EU auf mögliche hochintensive Konflikte vorzubereiten. Eine verstärkte Zusammenarbeit und gemeinsame Investitionen sind daher unerlässlich, um die Verteidigungsfähigkeit der Union langfristig zu sichern.