Am Freitag gaben die Europäische Kommission und die Mercosur-Länder ein Handelsabkommen zur Schaffung einer Freihandelszone bekannt. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, verkündete diesen Meilenstein auf einem Gipfel in Uruguay und bezeichnete das Abkommen als „ehrgeizig und ausgewogen“. Sie betonte die Bedeutung des Abkommens und erklärte, es sei „nicht nur eine wirtschaftliche Chance, sondern eine politische Notwendigkeit“.
Der uruguayische Präsident Luis Lacalle Pou, der für den Mercosur sprach, bezeichnete das Abkommen als eine wertvolle Chance und nicht als eine sofortige Lösung. Unterhändler beider Blöcke trafen sich in Montevideo, um das Abkommen abzuschließen, das nun noch von den 27 EU-Mitgliedstaaten genehmigt werden muss.
Französische Opposition unterstreicht Uneinigkeit über das Abkommen
Frankreich lehnt das Abkommen strikt ab und hat andere Länder, darunter Polen, dazu gebracht, eine Koalition gegen das Abkommen zu bilden. Italien hat ebenfalls eine bedingte Unterstützung geäußert und fordert Garantien für seine Landwirte. Irland, die Niederlande und Österreich sind noch unentschlossen.
Befürworter des Abkommens, darunter Deutschland und Spanien, betonen das Potenzial des Abkommens, Märkte für Europäer zu öffnen und Chinas wachsendem Einfluss in Lateinamerika entgegenzuwirken. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz lobte das Abkommen am X und bezeichnete es als wichtigen Schritt für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Der spanische Premierminister Pedro Sanchez sicherte die Unterstützung Spaniens zu und betonte, dass die Öffnung des Handels mit Lateinamerika ein Weg zu gemeinsamem Wohlstand sei.
Das Abkommen muss noch von den EU-Mitgliedstaaten und dem Europäischen Parlament genehmigt werden. Die Europäische Volkspartei bezeichnete das Abkommen als einen historischen Meilenstein, der die Beziehungen zwischen den beiden Regionen stärke.
Schutzmaßnahmen für die Umwelt und Anpassung der Zölle
Um frühere Bedenken auszuräumen, enthält das Abkommen verbindliche Umweltstandards, die bei Verstößen gegen die Standards ausgesetzt werden können. Zu den Verpflichtungen gehören auch Maßnahmen zur Unterbindung der illegalen Abholzung von Wäldern in den Mercosur-Ländern. Mit dem Abkommen werden Zölle auf Waren wie Wein, Käse, Automobile und Kleidung abgeschafft, während für sensible Produkte wie Rindfleisch, Geflügel und Zucker Kontingente eingeführt werden. Die Rindfleischeinfuhren werden über einen Zeitraum von sieben Jahren schrittweise erhöht und auf 90.000 Tonnen jährlich begrenzt, was etwa 1,6 % der EU-Produktion entspricht. Für mögliche Marktstörungen sind Schutzmaßnahmen vorgesehen.
Die französischen Weinexporte, die sich derzeit in einer schwierigen Lage befinden, könnten offiziellen Angaben zufolge erheblich von dem Abkommen profitieren. Der französische Präsident Emmanuel Macron steht jedoch vor politischen Herausforderungen, da er sich dem Abkommen widersetzt und gleichzeitig eine Regierungskrise nach dem Zusammenbruch der Regierung von Premierminister Michel Barnier bewältigt.