Schwächere US-Wirtschaft und Trumps Handelspolitik sorgen für Vertrauensverlust
Der US-Dollar hat am Donnerstag seinen tiefsten Stand seit über drei Jahren erreicht. Gleichzeitig kletterte der britische Leitindex FTSE 100 auf ein neues Allzeithoch. Verantwortlich für diese Entwicklung sind zunehmende Zweifel an der US-Wirtschaft, überraschend schwache Arbeitsmarktdaten sowie neue protektionistische Ankündigungen von Donald Trump.
An den Devisenmärkten gaben Händler den Dollar zugunsten des Yen und des Euro auf – beide legten rund 1 % zu. Seit Jahresbeginn hat der Dollar damit etwa 10 % an Wert verloren gegenüber einem Währungskorb.
Investoren kehren den USA den Rücken
In London stieg der FTSE 100 auf 8.884 Punkte – ein neuer Rekord nach dem bisherigen Höchststand vom 3. März (8.871 Punkte). Analysten sehen in der Entwicklung eine Reaktion auf eine neue Rotation globaler Kapitalströme: Anleger hinterfragen zunehmend das lange gültige Prinzip TINATA („There Is No Alternative to America“) und suchen Diversifikation außerhalb der USA.
„Die Märkte sind sichtlich verunsichert durch Trumps jüngste Drohung, innerhalb von zwei Wochen neue zollbezogene Maßnahmen gegen einzelne Länder zu verhängen“, erklärte Kit Juckes von Société Générale. Parallel dazu mehren sich Spekulationen über baldige Zinssenkungen durch die Federal Reserve, nachdem die Inflationszahlen schwächer als erwartet ausfielen.
US-Arbeitsmarkt schwächelt – Fed könnte frühzeitig eingreifen
Besorgniserregend ist auch die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt: Die durchschnittliche Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe stieg im Mai auf 240.250 – der höchste Wert seit August 2023. Damit könnte die US-Notenbank gezwungen sein, den Leitzins früher als bisher erwartet zu senken, was den Dollar zusätzlich belastet.
Handelsspannungen zwischen USA, Indien und dem Vereinigten Königreich
Auch geopolitische Spannungen belasten die US-Währung. Im Mittelpunkt stehen Stockende Handelsgespräche mit Indien, die sich unter anderem an US-Zöllen auf Stahl, Aluminium und indische Arzneimittel entzünden. Indien lehnt laut Bloomberg auch US-Forderungen zur Einfuhr gentechnisch veränderter Pflanzen und zur Lockerung von Preiskontrollen auf Medizinprodukte ab.
Dagegen konnte das Vereinigte Königreich von Trumps neuerlicher Zusage profitieren, das im Juni unterzeichnete bilaterale Handelsabkommen mit der Regierung Starmer umzusetzen. Die Vereinbarung sieht weniger Importzölle auf britische Autos vor, im Gegenzug erleichtert London den Zugang für US-Rindfleisch und Ethanol.
Pfund steigt – aber Konjunktursorgen dämpfen Aufschwung
Das britische Pfund legte zunächst deutlich zu und erreichte fast 1,36 Dollar. Doch die Euphorie wurde durch neue Konjunkturzahlen gebremst: Die britische Wirtschaft schrumpfte im April um 0,3 %, was eine frühere Zinssenkung der Bank of England wahrscheinlicher macht. Noch liegt der Leitzins bei 4,25 %, eine Entscheidung über eine mögliche Senkung wird frühestens im August erwartet.
Vertrauen in US-Wirtschaft schwindet
Laut Vasileios Gkionakis von Aviva Investors spiegelt die anhaltende Dollarschwäche ein wachsendes Misstrauen gegenüber der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der USA unter Trump wider. Die steigenden Staatsausgaben durch geplante Steuersenkungen und der unklare wirtschaftspolitische Kurs würden Anleger verunsichern. Wer dem US-Markt Kapital zur Verfügung stelle, verlange künftig entweder höhere Zinsen oder einen schwächeren Dollar, so Gkionakis.