Der Rubel als wirtschaftliches Druckmittel
Zu Beginn des Jahres 2023 hatte die russische Zentralbank unter der Leitung von Elvira Nabiullina einen Kurs von 80 bis 90 Rubel je Dollar als „Komfortzone“ für den Rubel festgelegt. Als die Währung im Herbst 2023 die Marke von 100 Rubel pro Dollar überschritt, reagierte die Zentralbank mit Marktinterventionen und Zinserhöhungen. Doch trotz dieser Maßnahmen verliert der Rubel weiter an Wert, was zunehmend negative Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft hat.
In den ersten Monaten des Jahres 2024 hat der Rubel gegenüber dem US-Dollar bereits 17 Prozent seines Wertes eingebüßt und gehört damit zu den schwächsten Währungen weltweit. Auch im Vergleich zum Euro und dem zunehmend wichtigen chinesischen Yuan rutscht der Rubel weiter ab, was die wirtschaftliche Lage für Russland zusätzlich erschwert.
Faktoren hinter dem Rubel-Verfall
Der anhaltende Verfall des Rubels ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einer der wichtigsten Gründe sind die rückläufigen Einnahmen aus Russlands Energieexporten. Zudem haben neue Sanktionen der USA gegen die Gazprombank, eine der letzten großen russischen Banken, die noch nicht mit westlichen Strafmaßnahmen belegt wurde, die Gasexporte weiter erschwert. Dies betrifft auch die letzten wichtigen europäischen Abnehmerländer, wie Ungarn und die Slowakei, und führt zu einer weiteren Belastung der russischen Wirtschaft.
Inflation als weitere Herausforderung
Der schwache Rubel führt zu einer steigenden Inflation in Russland, was die wirtschaftliche Lage weiter verkompliziert. Die russische Zentralbank hat den Leitzins bereits auf 21 Prozent angehoben, um der Inflation entgegenzuwirken, doch die Preissteigerungen sind nach wie vor hoch. Im Oktober 2023 betrug die Inflation in Russland 8,5 Prozent, was doppelt so hoch ist, wie die Zentralbank ursprünglich angestrebt hatte. Für die russische Bevölkerung bedeutet dies eine deutliche Verteuerung des Lebensunterhalts.
Lebensmittelpreise, insbesondere für Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, sind stark gestiegen. Seit Jahresbeginn sind Kartoffeln um 64 Prozent teurer geworden, und auch die Preise für Butter und andere verarbeitete Lebensmittel sind deutlich angestiegen. Die hohe Inflation belastet viele russische Haushalte, die sich mit den steigenden Preisen immer schwerer tun.
Wirtschaftliche Belastungen durch Sanktionen und hohe Zinsen
Die wirtschaftliche Situation wird durch die hohen Zinsen noch verschärft. Diese führen zu höheren Kreditkosten und belasten besonders Unternehmen, die ohnehin schon unter den Auswirkungen der westlichen Sanktionen und den gestiegenen Importkosten leiden. Einige Unternehmen, wie zum Beispiel Rostec, das russische Rüstungsunternehmen, beklagen, dass die hohen Zinsen ihre Gewinne „auffressen“. Für viele russische Firmen stellt sich die Frage, wie lange sie diesen Druck aushalten können, ohne in den Bankrott zu gehen.
Internationale Sanktionen und deren Auswirkungen auf Russland
Neben den internen wirtschaftlichen Herausforderungen wird Russland auch von den internationalen Sanktionen stark belastet. Die US-amerikanische Regierung verschärfte vor kurzem die Sanktionen gegen die Gazprombank, was die Fähigkeit Russlands einschränkt, für den Krieg gegen die Ukraine militärisches Material zu kaufen und Soldaten zu bezahlen. Diese Sanktionen treffen nicht nur die russische Wirtschaft, sondern wirken sich auch auf die geopolitische Lage aus.
Ausblick: Wie lange kann die russische Wirtschaft durchhalten?
Die russische Kriegswirtschaft steht an einem Wendepunkt. Die schwache Währung, die steigende Inflation und die anhaltenden westlichen Sanktionen setzen das Land immer stärker unter Druck. Präsident Putin hat seine Wirtschaftspolitik bislang durch hohe Devisenreserven und die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft gestützt. Doch die sinkenden Energiepreise und die westlichen Sanktionen, die zunehmend auch den Energiesektor betreffen, könnten zu einer noch größeren Herausforderung werden.
Ob Russland in der Lage ist, diesen wirtschaftlichen Druck zu überstehen, wird entscheidend davon abhängen, wie lange die Währungsstabilität aufrechterhalten werden kann und ob es gelingt, die Inflation zu bekämpfen. Klar ist, dass die wirtschaftlichen Probleme die Kriegsführung und die langfristige Stabilität Russlands erheblich belasten werden.