Chinesischer Autobauer Chery erwägt Bau eines Werks in Großbritannien

by Richard Parks
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Die chinesische Automarke Chery Auto prüft aktiv den Bau eines zweiten europäischen Werks im Vereinigten Königreich, als Teil einer umfassenderen „Lokalisierungsstrategie“, mit der das Unternehmen auf wachsende Zölle in Großbritannien und der EU reagieren will.

Chery will sich langfristig im UK-Markt etablieren

Victor Zhang, der UK-Direktor von Chery, sagte bei einer Branchenkonferenz des britischen Automobilverbands SMMT, man habe seit dem Marktstart im September – mit den Marken Omoda und Jaecoo – bereits 2 % Marktanteil bei Elektroautos in Großbritannien erlangt. Mit inzwischen 75 Showrooms und einem zunehmenden Interesse der britischen Kundschaft überlege man nun, ein eigenes Werk zu eröffnen:

„Wenn wir als Marke wirklich langfristig in Großbritannien aktiv sein wollen, müssen wir auch hier produzieren.“

Ein entsprechendes Projekt sei in Gesprächen mit „relevanten Parteien“. Details nannte Zhang nicht, betonte aber, dass alle Optionen offen seien.

China reagiert auf US- und EU-Zölle mit Investitionen in Europa

Chinesische Hersteller wie Chery, BYD und Geely investieren verstärkt in europäische Fertigungskapazitäten, um Strafzölle zu umgehen. BYD baut derzeit ein Werk in Ungarn, und Omoda betreibt eine Joint-Venture-Fabrik mit dem spanischen Autohersteller Ebro nahe Barcelona.

Der Hintergrund: Die USA unter Donald Trump haben hohe Importzölle auf chinesische Fahrzeuge verhängt (bis zu 100 %), und auch die EU erhebt seit Sommer 2024 Strafzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge. Großbritannien bleibt dabei attraktiv: Ein neues Handelsabkommen mit den USA reduziert die Autozölle von 27,5 % auf 10 % – deutlich günstiger als für die EU.

Großbritannien hofft auf Investitionen – trotz bestehender Handelsbarrieren

Trotz der Chancen gibt es weiterhin Handelshemmnisse. Britischer Stahl unterliegt weiterhin einem 25-%-Zoll, allgemeine UK-Importe den üblichen 10 %. Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds betonte, er setze sich aktiv für die Beseitigung dieser Zölle ein. Auch der nationale Sicherheitsberater Jonathan Powell wird im kommenden Monat nach China reisen, um einen möglichen Besuch des Premierministers vorzubereiten.

Sherard Cowper-Coles, Vorsitzender des China-Britain Business Council, erklärte, chinesische Investoren sehen aufgrund der US-Zölle zunehmend Chancen im Vereinigten Königreich.

Fazit

Mit dem möglichen Bau eines Werks in Großbritannien reagiert Chery Auto strategisch auf geopolitische Veränderungen und protektionistische Handelsmaßnahmen. Der Schritt würde nicht nur die Lieferketten verkürzen, sondern auch politische Spannungen entschärfen – und Großbritannien könnte im Wettlauf um chinesische Investitionen im Automobilsektor wichtige Punkte gutmachen.

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