Carlsen gewinnt erneut in Stavanger – trotz Wutausbruch und Patzern

by Richard Parks
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Dramatischer Turnierverlauf und knapper Sieg

Magnus Carlsen hat das Stavanger-Turnier 2025 zum sechsten Mal in sieben Jahren gewonnen – knapp mit einem halben Punkt Vorsprung vor Fabiano Caruana. Trotz seines Erfolgs äußerte sich der Weltranglistenerste selbstkritisch: „Es fühlt sich nicht wie ein Statement an.“ Besonders Aufsehen erregte sein Wutausbruch in Runde 6, als er im Duell gegen Gukesh Dommaraju nach einem groben Patzer frustriert auf den Tisch schlug.

Carlsen erklärte später: „Ich bereue meine Züge mehr als die Geste. Ich war komplett neben der Spur.“ Der Vorfall wurde sogar von Paris Saint-Germain humorvoll aufgegriffen und ging viral. Insgesamt sprach Carlsen von „katastrophalen Armageddon-Partien“, hob aber hervor, dass er in den klassischen Partien „plus zwei“ erzielte und das beste Schach gespielt habe.

Spannung durch Sonderregeln – und junge Stars auf dem Vormarsch

Stavanger nutzt ein besonderes Format: 40 Züge in zwei Stunden, dann ein abrupter Wechsel zu 10 Sekunden pro Zug, bei Remis folgt eine Armageddon-Partie. Diese Regelung führte zu spektakulären Wendungen – wie in Carlsen gegen Gukesh, wo sich zwischen Zug 40 und 50 alles drehte. Das System sorgte für Begeisterung bei Publikum und Online-Zuschauern, ist jedoch kaum für Klubspieler praktikabel.

Hikaru Nakamura und Caruana verfolgten unterschiedliche Ziele: Nakamura sicherte sich wichtige Punkte im Rennen um den FIDE Candidates-Platz 2026, Caruana verpasste den Turniersieg nur knapp.


Muzychuk triumphiert im Schatten der Männer – Frauen-Turnier mit starkem Feld

Anna Muzychuk siegt – Ju Wenjun fällt zurück

Parallel zum Männerturnier gewann Anna Muzychuk das ebenso hochdotierte Frauenturnier ($150.000). Die ukrainische Großmeisterin verwies Weltmeisterin Ju Wenjun auf Platz vier. Der direkte Vergleich in Runde 9 war entscheidend: Ju patzte im 27. Zug und verlor ein langes Endspiel.

Trotz starker Leistungen blieb die mediale Aufmerksamkeit fast ausschließlich bei den Männern. Dabei sind Anna und ihre Schwester Mariya Muzychuk als Duo das stärkste Schwesternpaar im Weltschach – nach den legendären Polgars.

Hoffnung auf neue Stars: Alice Lee und Sinquefield-Initiative

Während Indiens junge Männer die Weltspitze stürmen, fehlen derzeit weibliche Pendants. In den USA soll die Jeanne Cairns Sinquefield-Initiative helfen: Bis zu fünf US-Spielerinnen erhalten $100.000, wenn sie innerhalb von fünf Jahren den GM-Titel erreichen.

Die 15-jährige Alice Lee hat bereits begonnen, diesen Weg zu gehen – sie gewann ihre Auftaktpartie beim prestigeträchtigen Cairns Cup in St. Louis. Sie gilt als eine der aussichtsreichsten Kandidatinnen auf eine neue Ära im Frauenschach.

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