Die EU-Kommission präsentierte am Mittwoch erstmals eine Strategie für Quanten-Technologie. Damit will Brüssel Europas führende Rolle in diesem zukunftsträchtigen Bereich sichern und gegenüber den USA und China aufholen. Vizepräsidentin Henna Virkkunen betonte: „Quanten klingt futuristisch, ist aber längst Realität.“ Solche Technologien verändern Wirtschaft, Sicherheit und die Lösung komplexer Herausforderungen grundlegend.
Vielseitige Anwendungen mit enormem Potenzial
Quantencomputer verarbeiten Daten nicht linear, sondern gleichzeitig in mehreren Zuständen. Dadurch lösen sie Rechenaufgaben, die bisher als unmöglich galten. Erste Anwendungen entstehen bereits: In der Medizin verbessern Quanten-Scanner die Früherkennung von Krebs oder Demenz. Sensoren mit quantenphysikalischem Prinzip orten Grundwasser oder registrieren Erdbeben. Die EU baut außerdem ein gesichertes Quanten-Kommunikationsnetz auf, das sensible Informationen vor künftigen Hackerangriffen schützt. Auch das Militär könnte profitieren: Quanten-Sensoren entdecken U-Boote und Kommunikationssysteme ermöglichen extrem sichere Verschlüsselung.
Europa will endlich aufholen
Trotz vieler wissenschaftlicher Publikationen und eines großen Start-up-Ökosystems bleibt Europa beim Kommerzialisieren zurück. „EU-Firmen liefern fast die Hälfte aller Quanten-Komponenten – doch ohne Koordination bleibt das Potenzial ungenutzt“, warnte Virkkunen. Frankreich investiert seit 2021 rund 1,8 Milliarden Euro, Deutschland sogar 2,8 Milliarden seit 2023. Auch Österreich, Finnland und die Niederlande arbeiten an nationalen Plänen, wenn auch mit kleineren Budgets.
Die neue Strategie soll diese Initiativen bündeln, Infrastruktur stärken, Chipproduktion fördern und Investitionen gezielter einsetzen. Ein EU-weiter Gesetzesrahmen – der geplante „Quantum Act“ – soll ab 2026 Innovation und Zusammenarbeit weiter beschleunigen. Die Botschaft ist klar: Europa will nicht länger zusehen, sondern endlich führen.