Bergführerinnen bleiben Ausnahme in Österreich

Frauen erobern die Berge – aber nicht die Führungsrollen

by Silke Mayr
0 comments

Trotz hoher Frauenquote im Klettersport fehlen Bergführerinnen

In Kletterhallen liegt der Frauenanteil bei rund 50 Prozent, doch in den Bergen sieht das anders aus. Von den knapp 1.400 staatlich geprüften Bergführerinnen und Bergführern in Österreich sind nur rund drei Prozent Frauen. Das entspricht etwa 40 Personen – ein verschwindend kleiner Anteil. Immerhin: Die Zahl der Anwärterinnen steigt leicht. Fünf Frauen befinden sich derzeit in der Ausbildung zur staatlich geprüften Bergführerin. In den vergangenen Jahren waren es im Schnitt nur ein bis zwei Frauen jährlich.

Tirol als Zentrum – Frauen bleiben Randerscheinung

Die meisten österreichischen Bergführer arbeiten in Tirol. Dort sind rund 900 Menschen in diesem Beruf tätig, aber nur eine Handvoll von ihnen sind Frauen. Lisi Steurer aus Osttirol war vor 25 Jahren die erste Frau, die sich zur Bergführerin ausbilden ließ. Seitdem sind zwar einige Dutzend Frauen hinzugekommen, doch der Anteil bleibt minimal. „Ich glaube, die Situation in der Bergführerei spiegelt die Gesamtgesellschaft“, sagt Steurer im ORF-Interview. „Es gibt allgemein noch zu wenige Frauen in Führungspositionen.“

Lisi Steurer bildet heute selbst Bergführer aus

Die Lienzerin ist bis heute die einzige Frau in Österreich, die Bergführer ausbildet. Ihre Erfahrung macht sie zur zentralen Figur für junge Anwärterinnen. „Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder“, meint sie. „Dann trauen sich auch mehr Frauen an diesen Beruf heran.“

Fehlende Vorbilder in der Geschichte des Alpinismus

Auch die Südtiroler Autorin Ingrid Runggaldier sieht Gründe in der Vergangenheit. „Frauen waren in der Geschichte des Alpinismus kaum sichtbar“, erklärt sie. Im 19. Jahrhundert schlossen alpine Vereine Frauen kategorisch aus. Dadurch fehlten öffentliche Rollenbilder. Runggaldier beschreibt diese Entwicklung in ihrem Buch „Frauen im Aufstieg“. „Während es für Lehrerinnen oder Krankenschwestern eine Tradition gibt, fehlen diese Leitbilder für Bergführerinnen“, so Runggaldier.

Anwärterin Johanna Klaunzer konzentriert sich auf ihre Stärken

Johanna Klaunzer steht kurz vor der Abschlussprüfung zur Bergführerin. Sie arbeitet derzeit noch als Tischlerin. „Ich wollte wissen, ob dieser Weg zu mir passt – nicht ob er für Frauen passt“, sagt sie. „Meine Entscheidung habe ich unabhängig vom Geschlecht getroffen.“ Für sie bringt jeder Mensch seine eigenen Stärken mit. „Ich finde, jede und jeder kann im Bergführerberuf etwas einbringen.“

Mehr Sichtbarkeit schafft neue Chancen

Auch wenn der Frauenanteil gering bleibt, steigt die Sichtbarkeit. Die wenigen aktiven Bergführerinnen gelten heute als Vorbilder für die nächste Generation. Mit jeder neuen Anwärterin verändert sich das Bild langsam. Der Weg ist noch lang – aber die Richtung stimmt.

You may also like