Bahn statt Auto: Österreichs Industrie im Kampf gegen Chinas Aufstieg

by Richard Parks
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Heimische Bahnbranche weltweit gefragt – aber unter Druck

Österreich gehört im Bahnsektor zur Weltspitze: Mehr Patente pro Kopf als jedes andere Land, hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie ein jährlicher Wertschöpfungsbeitrag von 2,7 Milliarden Euro. Rund 28.000 Menschen sind direkt oder indirekt in der Bahnindustrie beschäftigt.

Doch billige Konkurrenz aus China gefährdet diese Erfolgsgeschichte. Staatlich subventionierte chinesische Produzenten drängen mit bis zu 50 % niedrigeren Preisen auf den europäischen Markt. Noch hält die heimische Industrie einen Qualitätsvorsprung, doch der Druck wächst.

Gewerkschaften schlagen Alarm: „Bahnland erhalten“

Reinhold Binder von der Produktionsgewerkschaft und AK-Präsidentin Renate Anderl fordern, Österreich als „Bahnland“ zu begreifen – nicht als „Autoland“. Die Bahnindustrie biete zukunftssichere Jobs und könne Verluste in der Automobilbranche auffangen. Entscheidend sei jedoch die Finanzierung öffentlicher Investitionen, so der Appell an die Bundesregierung vor den Budgetverhandlungen.

Studie: Investitionen zahlen sich aus

Eine neue Studie der Johannes-Kepler-Universität zeigt, dass Investitionen ins „Zielnetz 2040“ – ein ÖBB-Ausbauplan – bis zu 24,4 Mrd. Euro Wertschöpfung generieren könnten. Jeder eingesetzte Euro bringe im besten Fall 1,20 Euro zurück.

Geplant sind bis 2040 Investitionen in Höhe von 24,5 Mrd. Euro, davon 21,1 Mrd. Euro allein im ÖBB-Rahmenplan 2024–2029 für das Schienennetz.

Fokus auf lokale Produktion

Da es sich um öffentliche Mittel handelt, fordern AK und Gewerkschaft eine verantwortungsvolle Vergabepolitik mit „Local-Content-Auflagen“. Ziel ist, europäische Wertschöpfung zu sichern und chinesischen Dumpingangeboten entgegenzuwirken.

Zwar verstößt dies formal gegen WTO-Regeln, doch auch Länder wie die USA setzen längst auf „Buy American“. Zudem erschweren auch nichttarifäre Handelsbarrieren den Marktzugang – auf beiden Seiten.

EU reagiert mit neuen Regeln

Mit der neuen EU-Foreign-Subsidies-Verordnung will die Kommission verhindern, dass staatlich subventionierte Unternehmen öffentliche Aufträge gewinnen. Bisher wurde sie nur gegen chinesische Anbieter eingesetzt – ein Zeichen für die zunehmende wirtschaftspolitische Abgrenzung.

Die Botschaft der Industrievertreter ist klar: Ohne klare Strategie, gezielte Investitionen und faire Spielregeln droht Österreichs Bahnsektor trotz Innovationsführerschaft ins Hintertreffen zu geraten.

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