Hoffnung in schwierigen Zeiten: Kunst, Demokratie und Zukunftsgeist

by Silke Mayr
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Ein Appell zur Wachsamkeit und Zuversicht

Bundespräsident Alexander Van der Bellen eröffnete die Bregenzer Festspiele mit einem klaren Appell zur Zukunftsorientierung. Er rief dazu auf, technologische Veränderungen und Bedrohungen liberaler Demokratien mit Mut und Weitsicht zu begegnen. „Wir leben in interessanten Zeiten“, begann er seine Rede. Weltweit werde der Rechtsstaat durch das Recht des Stärkeren verdrängt. Demokratie erscheine vielen als zu schwach oder zu langsam. Van der Bellen stellte die entscheidende Frage: Werden neue Technologien allen nützen oder nur einer Tech-Elite?

Auch die Vielzahl weltweiter Konflikte sei erschreckend. „So viele Krisen – man kommt gar nicht mehr nach mit dem Wegschauen“, erklärte er. Dennoch rief er zur Suche nach Prinzipien auf, die Mut machen. Im „Freischütz“ finde sich ein solches Prinzip: Jeder Fluch lasse sich bannen. Die Zukunft werde wahrscheinlich weder paradiesisch noch apokalyptisch, sondern unvorhersehbar und turbulent.

Zukunft gestalten mit europäischer Souveränität

Van der Bellen betonte, Europa müsse sich in Sicherheitsfragen und digitaler Technologie behaupten. Er verwies auf Airbus als Modell für europäische Kooperation in Verteidigung und künstlicher Intelligenz. Man solle gemeinsam denken, investieren und handeln. Europa sei ein einzigartiges Friedensprojekt, das es zu schützen gelte. Gerade Kunst und Kultur könnten dabei Orientierung bieten. Sie zeigten die guten Seiten des Menschseins. Der Präsident schloss mit einem Wunsch: Die Festspiele mögen Inspiration, Freude und Zuversicht schenken.

Demokratie braucht soziale Gerechtigkeit und kulturelle Stärke

Vizekanzler Andreas Babler hob die Bedeutung von Kunst für demokratische Debatten hervor. Kunst helfe, Perspektiven zu wechseln und kreative Lösungen zu finden. Er warnte vor autoritären Tendenzen und mahnte zur Verteidigung von Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit. Demokratie bestehe aus einer liberalen und einer sozialen Säule. Die soziale Komponente sei jedoch gefährdet, da Vermögen extrem ungleich verteilt sei. Babler kritisierte, dass die reichsten fünf Prozent in Österreich mehr besitzen als der Rest zusammen. Diese Ungleichheit gefährde Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Er erinnerte daran, dass Demokratie auf der Idee der Gleichwertigkeit beruhe. Diese Idee müsse man ernst nehmen. Kunst spiele eine zentrale Rolle, indem sie Empathie stärke – einen Grundpfeiler demokratischer Kultur. „Achten wir darauf, dass das so bleibt“, schloss Babler.

Aufbruchsstimmung bei den Bregenzer Festspielen

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler begrüßte die Gäste mit der Botschaft eines Neubeginns. Die Festspiele schlugen mit der neuen Intendantin Lilli Paasikivi ein neues Kapitel auf. Die Bregenzer Festspiele stünden seit jeher für Aufbruch und die Kraft der Kunst. Metzler betonte die Verantwortung der Kunst in unsicheren Zeiten. Sie schaffe Verbindung, lasse Komplexität zu und gebe Hoffnung. Kunst sei mehr als ein Wirtschaftsfaktor. Sie stärke den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Paasikivi selbst führte humorvoll durch die Eröffnung. Sie kündigte neue Wege in der künstlerischen Arbeit an. Mit der abgeschlossenen Sanierung der Infrastruktur sei der Rahmen dafür geschaffen. Die Festspiele bewahrten damit ihren Anspruch: Kunst soll zählen – für heute und kommende Generationen.

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