Lehramtsstudium meidet Inklusion: Kaum Interesse an Spezialisierung auf Sonderpädagogik

by Jerry Jackson
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Nur wenige Studierende wählen den Inklusionsschwerpunkt

Seit der Reform von 2015 ist die klassische Sonderschullehrerausbildung in Österreich Geschichte. Stattdessen steht Lehramtsanwärtern eine Spezialisierung auf Inklusion offen – doch nur ein kleiner Teil nutzt diese Option. Im Studienjahr 2022/23 wählten lediglich 17 Prozent der fast 1.400 Volksschul-Bachelorabsolvent:innen diesen Schwerpunkt. Beim Master lag der Anteil bei rund sechs Prozent. In der Sekundarstufe entschieden sich nur fünf Prozent der Bachelor- und zwei Prozent der Masterabsolvent:innen für Inklusion.


Regierung plant Kurswechsel in der Ausbildung

Seit Jahren kritisieren Fachleute den wachsenden Personalmangel im sonderpädagogischen Bereich. Nun reagiert die Politik: Laut aktuellem Regierungsprogramm soll eine eigenständige Ausbildung für Inklusion und Sonderpädagogik wieder eingeführt werden. Zusätzlich soll ein Pflichtmodul zur inklusiven Pädagogik in jedem Lehramtsstudium verankert werden.


Experten uneins: Eigenständige Ausbildung oder integratives Modell?

Der Qualitätssicherungsrat zeigt sich skeptisch. Andreas Schnider, Leiter des Rats, betont, dass das bestehende integrative Modell besser zu den heutigen Schulrealitäten passe. Die Inhalte zur Inklusion seien gestiegen und das alte System sei oft nur scheinbar eigenständig gewesen. Für den steigenden Bedarf setzt man auch auf Quereinsteiger mit einschlägiger Praxiserfahrung.


Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Laut Statistik Austria wurden im Schuljahr 2023/24 rund 29.700 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gezählt – das entspricht knapp fünf Prozent aller Pflichtschüler:innen. Der Anteil variiert stark: Während in Tirol nur 2,5 Prozent betroffen sind, liegt der Wert in anderen Bundesländern mehr als doppelt so hoch. Auch der Anteil integrativ unterrichteter Kinder ist regional unterschiedlich – in Wien liegt er unter 50 Prozent, in der Steiermark bei 84 Prozent.

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