Zwei Billionen Dollar aus dem Golf? Trumps Wirtschaftsversprechen auf dem Prüfstand

by Silke Mayr
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Prunk, Politik und Milliardenankündigungen

Donald Trump kehrte von seiner Reise durch die Golfstaaten mit großen Ankündigungen zurück. In Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ließ er sich feiern und verkündete gegenüber Journalisten: „Das waren großartige, historische vier Tage.“

Er sprach von einem Investitionsvolumen in Höhe von über zwei Billionen Dollar, das er für die Vereinigten Staaten gesichert habe. Diese Summe sorgte international für Schlagzeilen – und für Skepsis bei Fachleuten.

Die Gastgeber präsentierten sich mit königlichem Zeremoniell: Kampfjets begleiteten den Präsidenten, Kamele zogen durch Empfangshallen, es gab traditionelle Tänze, eine Fahrzeugflotte aus Cybertrucks und eine 21-Schuss-Salve. Als besondere Ehrung verliehen ihm die Emirate den höchsten zivilen Orden des Landes.

Damit demonstrierten die Golfstaaten nicht nur kulturellen Reichtum, sondern auch politische Entschlossenheit, ihre Beziehungen zu Washington auszubauen.

Milliardenverträge oder politische Show?

Trump bezeichnet sich selbst als „Dealmaker-in-Chief“ und machte schon vor Reisebeginn klar, dass er konkrete wirtschaftliche Erfolge mitbringen wollte. In Saudi-Arabien bekräftigte Kronprinz Mohammed bin Salman die Absicht, 600 Milliarden Dollar in gemeinsame Projekte mit den USA zu investieren.

Die angekündigten Verträge reichen von Rüstung über Gesundheitswesen und Infrastruktur bis zu Hightech-Kooperationen in der künstlichen Intelligenz. Besonders hervor hob das Weiße Haus einen Waffendeal über 142 Milliarden Dollar – den bislang größten seiner Art.

Ob diese Zahlen Realität werden, bleibt ungewiss. Schon 2017 sprach Trump von saudischen Investitionen in Höhe von 450 Milliarden Dollar – umgesetzt wurden davon laut dem Arab Gulf States Institute nur rund 300 Milliarden zwischen 2017 und 2020.

Tim Callen, früherer IWF-Missionsleiter in Riad, kommentierte nüchtern: „Ob diese neuen Abkommen greifbare Ergebnisse bringen, wird sich erst zeigen.“

Zwischen Ankündigung und tatsächlichem Umfang

Auch in Katar präsentierte Trump große Zahlen. Von einer Wirtschaftskooperation über 1,2 Billionen Dollar war die Rede – im offiziellen White-House-Faktenblatt standen allerdings nur 243,5 Milliarden Dollar.

Ein konkreter Abschluss betraf Qatar Airways: Die Fluggesellschaft bestellt 210 Boeing-Passagierjets für 96 Milliarden Dollar. Diese Bestellung soll laut US-Regierung jährlich 154.000 Arbeitsplätze sichern und auf lange Sicht eine Million Jobs schaffen.

Zusätzlich kündigten die Emirate den Bau des weltweit größten KI-Campus außerhalb der Vereinigten Staaten an. Im Zuge dieses Projekts erhalten sie ab dem kommenden Jahr 500.000 Mikrochips des US-Chipherstellers Nvidia. Diese Maßnahme ist Teil einer langfristigen Investitionszusage von insgesamt 1,4 Billionen Dollar innerhalb der nächsten zehn Jahre.

Ölpreis, Wachstum und wirtschaftlicher Druck

Die Umsetzung der Versprechen hängt stark von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Ein dramatischer Ölpreisverfall im April gefährdet die Zahlungsfähigkeit der ölreichen Golfstaaten.

Gründe für den Preisrückgang waren unter anderem globale Konjunktursorgen und eine geplante Produktionsausweitung durch Opec+. Die Folge: sinkende Einnahmen und wachsender Haushaltsdruck.

Saudi-Arabien steht vor schwierigen Entscheidungen. Der Internationale Währungsfonds senkte seine Wachstumsprognose für das Land auf 3 Prozent – zuvor waren 3,3 Prozent erwartet worden. In diesem wirtschaftlichen Umfeld erscheinen Investitionen in angekündigter Höhe immer fragwürdiger.

Unverbindliche Abkommen und frühere Ankündigungen

Ein großer Teil der präsentierten Wirtschaftsabkommen besteht lediglich aus sogenannten Memoranden. Diese Absichtserklärungen binden keine der Parteien rechtlich und werden häufig nicht umgesetzt.

Zudem enthalten viele dieser Vereinbarungen bereits früher bekannt gewordene Projekte. Das gilt unter anderem für Aramcos geplante Lieferung von Flüssigerdgas an das US-Unternehmen NextDecade. Auch 34 angebliche „neue“ Verträge mit US-Firmen über bis zu 90 Milliarden Dollar waren bereits öffentlich.

Ohne klare Vertragsbedingungen und verbindliche Summen bleiben solche Ankündigungen politisch wertvoll – aber wirtschaftlich unsicher.

Neue Allianzen durch Technologietransfer

Trotz der Ungewissheiten signalisiert die Reise einen strategischen Wandel in den Beziehungen zwischen den USA und dem Golf. Statt Öl gegen Sicherheit stehen nun Technologie, Innovation und wirtschaftliche Integration im Zentrum.

Der kuwaitische Politologe Bader Al Saif beschreibt die Zusammenarbeit als Zeichen eines „gemeinsamen Blicks in die Zukunft“. Vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz investieren die Golfstaaten massiv – nicht zuletzt, um ihre Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren.

Trump reiste in Begleitung einflussreicher Akteure aus dem Tech-Sektor: Sam Altman (OpenAI), Jensen Huang (Nvidia) und Elon Musk (Grok AI) waren Teil der Delegation. Kurz vor Beginn der Reise lockerte das Weiße Haus die Exportregelungen für Hochleistungschips – ein Signal an Partnerstaaten wie Saudi-Arabien und die Emirate.

Zuvor hatten diese Länder nur begrenzten Zugang zu dieser Schlüsseltechnologie. Die nun erleichterte Zusammenarbeit ermöglicht eine engere technologische Bindung.

Die Emirate bemühen sich gleichzeitig, ihre Nähe zu den USA durch strategische Entscheidungen zu unterstreichen – etwa durch die Reduzierung chinesischer Partnerschaften und verstärkte Kooperationen mit amerikanischen Tech-Konzernen.

Symbolische Erfolge für innenpolitische Schlagzeilen

Die Golfreise bringt Trump innenpolitisch in eine vorteilhafte Position. Angesichts wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit in den USA dienen die versprochenen Milliardeninvestitionen als willkommene Erfolgsmeldung.

Auch für die Golfstaaten war der Besuch ein strategischer Erfolg. Nach Spannungen unter Bidens Präsidentschaft wird nun wieder enger kooperiert – wirtschaftlich wie politisch.

Zum Ende der Reise äußerte Trump jedoch eine persönliche Sorge. Seiner Meinung nach könnten künftige Präsidenten den Erfolg seiner Verhandlungen für sich beanspruchen.

„Irgendwann sitze ich irgendwo zu Hause und sehe, wie andere den Applaus bekommen – obwohl ich das alles gemacht habe.“

Dann zeigte er auf sich selbst und rief den anwesenden Medienvertretern zu: „Vergesst nicht – ich war es.“

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