Nissan kündigt tiefgreifenden Umbau mit chinesischer Hilfe an

by Silke Mayr
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Zusammenarbeit mit Dongfeng soll Produktionsstrategie weltweit verändern

Der japanische Autohersteller Nissan plant, Fertigungsstätten künftig mit dem chinesischen Staatsunternehmen Dongfeng zu teilen. Diese Maßnahme gehört zu einem umfangreichen Umbauprogramm. Gleichzeitig gab Nissan bekannt, 11.000 Stellen zu streichen und sieben Werke zu schließen.

Globale Integration als Reaktion auf wirtschaftlichen Druck

Nissan, das mehrere tausend Beschäftigte im Vereinigten Königreich hat, kündigte an, Dongfeng in seine weltweite Produktionsstruktur einzubinden. Ein Konzernsprecher erklärte, Dongfeng könne „Teil des globalen Produktionsnetzwerks von Nissan werden“. Damit reagiert das Unternehmen auf schwächelnde Märkte und sinkende Gewinne.

Der Konzern nannte bislang keine konkreten Standorte für die angekündigten Entlassungen und Schließungen.

Werk in Sunderland bleibt vorerst unangetastet

Auf einer Konferenz der Financial Times erklärte Nissans Topmanager Ivan Espinosa am Donnerstag, dass in Sunderland neue Modelle eingeführt werden. Er bekräftigte: „Kurzfristig gibt es keine Pläne, den Standort Sunderland zu verändern.“

Diese geplante Intensivierung der Zusammenarbeit mit Dongfeng erfolgt in einer Phase zunehmender Spannungen zwischen Großbritannien und China. Die britische Regierung wies Spekulationen zurück, das jüngst mit den USA geschlossene Handelsabkommen benachteilige chinesische Investoren.

London betonte ausdrücklich, dass es keine Klausel gebe, mit der chinesisches Kapital vom britischen Markt ausgeschlossen werde.

Handelsabkommen mit den USA sorgt für chinesische Sorgen

Die neue Vereinbarung mit den Vereinigten Staaten reduzierte Zölle auf Autos und Metalle, die unter Ex-Präsident Donald Trump verhängt worden waren. Gleichzeitig verpflichtet sich Großbritannien, sicherheitsrelevante US-Vorgaben für Lieferketten bei Stahl und Aluminium strikt umzusetzen.

Nach Angaben chinesischer Quellen befürchtet Peking, künftig von Exportwegen über das Vereinigte Königreich ausgeschlossen zu werden.

Mehr als 20.000 Stellen seit November betroffen

Die 11.000 jetzt angekündigten Entlassungen folgen auf 9.000 bereits im November bekanntgegebene Kürzungen. Damit wird Nissan rund 15 Prozent seiner globalen Belegschaft abbauen. Das Unternehmen strebt zudem eine Reduzierung der Produktionsmenge um 20 Prozent an, um Kosten zu senken.

Trotz der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit Dongfeng in der chinesischen Stadt Wuhan konnten sich Nissans eigene Modelle im hart umkämpften chinesischen Markt kaum behaupten. Sinkende Preise verschärfen den Konkurrenzdruck zusätzlich.

Fusion mit Honda gescheitert – Führungswechsel bei Nissan

Nissan beschäftigt weltweit rund 133.500 Menschen, davon 6.000 im Werk Sunderland. Zuletzt scheiterte eine milliardenschwere Fusion mit dem Rivalen Honda. Die Gespräche platzten im Februar wegen grundsätzlicher Meinungsverschiedenheiten zwischen den Unternehmen.

Nach dem Scheitern trat der bisherige CEO Makoto Uchida zurück. Ivan Espinosa, zuvor Planungschef und Motorsportleiter, übernahm die Leitung des Konzerns.

Milliardenverlust trifft Konzern – Hoffnung in Sunderland

Nissan musste für das vergangene Jahr einen Verlust von 670 Milliarden Yen (4,6 Milliarden US-Dollar bzw. 3,4 Milliarden Pfund) verbuchen. Vor allem die Handelspolitik unter Donald Trump habe das Unternehmen zusätzlich belastet, so Nissan.

Ein Lichtblick ist der Standort Sunderland: Batteriezulieferer AESC erhielt eine staatliche Förderung von einer Milliarde Pfund für ein neues Werk. Dort sollen künftig Batterien für die Elektromodelle Juke und Leaf produziert werden.

Finanzministerin Rachel Reeves sagte bei ihrem Besuch des Werks, dass diese Investition „hochwertige und gut bezahlte Arbeitsplätze im Nordosten Englands sichern und schaffen wird“.

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