Britische Grenzen bleiben dicht für hormonbehandeltes US-Rindfleisch

by Silke Mayr
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Landwirte stellen Kontrollsysteme infrage

Zahlreiche britische Landwirte zeigen sich besorgt, dass hormonbehandeltes Rindfleisch aus den USA trotz staatlicher Zusicherungen den Weg auf den heimischen Markt finden könnte. Die Regierung betont zwar, dass das neue Handelsabkommen keine Einfuhren von hormonunterstütztem Fleisch erlaubt, doch Zweifel an der Umsetzung bleiben bestehen.

Das Handelsabkommen mit den USA soll zwar beidseitige Fleischlieferungen fördern, jedoch befürchten viele, dass dies auf Kosten der Lebensmittelstandards geschehen könnte.

Regierung setzt auf Nachweise und Testverfahren

Die Regierung erklärt, dass eine Kombination aus Importzertifikaten und Grenzkontrollen dafür sorgen werde, dass hormonbehandeltes Fleisch nicht auf britische Teller gelangt. Der nationale Bauernverband fordert zusätzliche Informationen zur konkreten Durchführung dieser Maßnahmen.

Finanzminister Darren Jones bekräftigte, dass sich die Lebensmittelgesetze durch das Abkommen nicht ändern würden. Behörden seien in der Lage, Fleischproben auf Hormone zu untersuchen und Verstöße mit Sanktionen zu belegen.

Viehzucht warnt vor Qualitätsverlust

Ian McCubbine, ein Rinderzüchter aus Surrey, brachte in einem Interview mit einer Radiosendung seine Bedenken zum Ausdruck. Er fragte, wie nachvollziehbar sei, was in den USA tatsächlich im Fleisch steckt. Er hob hervor, dass Großbritannien über ein halbes Jahrhundert eine Landwirtschaft aufgebaut habe, die Wert auf Umweltverträglichkeit und Tierschutz legt. Die Qualität von US-Importen sei daher aus seiner Sicht fraglich.

Das Vereinigte Königreich hatte bereits 1989 hormonbehandeltes Fleisch verboten, im Einklang mit der damaligen EU-Politik. In den USA hingegen gehören Wachstumshormone weiterhin zur gängigen Praxis, da sie die Produktion günstiger machen.

Verbraucher setzen auf Transparenz und Regionalität

Während US- und australische Behörden betonen, dass hormonbehandeltes Fleisch gesundheitlich unbedenklich sei, zeigt sich die britische Bevölkerung skeptisch. Viele Verbraucher kündigten online an, zukünftig ausschließlich britisches Rindfleisch zu kaufen.

Das neue Abkommen sieht vor, dass Großbritannien jährlich bis zu 13.000 Tonnen US-Rindfleisch zollfrei einführen darf – das entspricht etwa einem mittelgroßen Steak pro Erwachsenem pro Jahr. Bislang lag der US-Export bei rund 1.000 Tonnen mit 20 % Zoll, so das britische Umweltministerium (Defra).

Im Gegenzug darf auch Großbritannien jährlich bis zu 13.000 Tonnen Rindfleisch zollvergünstigt in die USA liefern.

Handelspaket umfasst mehr als Fleisch

Zusätzlich zum Fleischhandel enthält das Abkommen auch Zollsenkungen für britische Autos, die in die USA exportiert werden, sowie für US-Ethanol auf dem britischen Markt.

Liz Webster, Gründerin der Bewegung „Save British Farming“, äußerte auf der Plattform X massive Zweifel an der Durchsetzbarkeit der Standards. Sie erklärte, dass im Austausch für Vorteile beim Autoexport amerikanisches Fleisch importiert werde – ohne dass die Grenzkontrollen ausreichend funktionieren.

Herkunftssiegel gewinnen an Bedeutung

Viele Verbraucher raten dazu, beim Einkauf auf das Red-Tractor-Siegel zu achten. Es garantiert britische Herkunft und strenge Produktionsstandards. Eine Käuferin schrieb, sie bevorzuge weiterhin ihren örtlichen Metzger, der genau wisse, woher das Fleisch stamme.

Laut Defra sind US-Exporteure verpflichtet, umfassende Kontrollmechanismen nachzuweisen, um britische Standards einzuhalten. Da Hormone meist am Ende der Mast eingesetzt werden, ließen sich Rückstände durch Tests zuverlässig erkennen.

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