Windkraftausbau in Großbritannien erleidet Rückschlag
Der dänische Energiekonzern Ørsted hat das Offshore-Windkraftprojekt Hornsea 4 vor der englischen Nordseeküste gestoppt. Die Anlage hätte mit 180 Windrädern grünen Strom für rund eine Million Haushalte liefern sollen und war ein zentraler Bestandteil der britischen Strategie zur Dekarbonisierung der Stromversorgung bis 2030.
Ørsted begründete die Entscheidung mit stark gestiegenen Kosten, höheren Finanzierungskosten und wachsenden Risiken bei der Realisierung. Laut CEO Rasmus Errboe sei das Projekt unter diesen Bedingungen nicht mehr wirtschaftlich vertretbar.
Globale Herausforderungen treffen Offshore-Windindustrie hart
Hornsea 4 reiht sich in eine Serie geplatzter Projekte ein. Ørsted hatte bereits zwei Vorhaben in den USA gestrichen und ein drittes verschoben. Auch der schwedische Energieversorger Vattenfall zog sich im vergangenen Jahr aus dem Projekt Norfolk Boreas zurück – aus denselben wirtschaftlichen Gründen.
Die Branche kämpft mit Lieferkettenproblemen, Preissteigerungen und unklaren politischen Rahmenbedingungen. Diese Entwicklungen belasten Investitionen massiv und gefährden geplante Ausbauziele.
Branche fordert verlässliche Rahmenbedingungen vom Staat
Mit dem Aus für Hornsea 4 wächst der Druck auf die britische Regierung, ihre Förderpolitik anzupassen. Dhara Vyas von Energy UK forderte, dass kommende Ausschreibungen die tatsächlichen Kostenentwicklungen besser widerspiegeln. Jane Cooper von RenewableUK warnte zudem vor dem geplanten zonalen Strompreissystem, das Investitionen zusätzlich erschweren könnte.
Die Regierung versicherte dennoch, dass man am Ausbauziel für Offshore-Wind festhalte. Man wolle in enger Abstimmung mit Ørsted nach Lösungen suchen, um das Projekt eventuell wieder aufzunehmen.
Ørsted bleibt grundsätzlich optimistisch – kämpft aber mit finanziellen Einbußen
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten sieht Ørsted langfristig gute Perspektiven für die Offshore-Windenergie. Die weltweite Nachfrage nach bezahlbarem, sauberem Strom nehme weiter zu. Gleichzeitig steht der Konzern unter finanziellem Druck: Ein Umbauprogramm wurde gestartet, Dividendenzahlungen bis 2025 ausgesetzt und der Börsenwert ist seit dem Höchststand 2021 um rund 80 Prozent gesunken.
Die Einstellung von Hornsea 4 zeigt: Ohne stabile wirtschaftliche Bedingungen und klare politische Unterstützung geraten selbst ehrgeizige Klimaprojekte ins Wanken.