Frankreich droht im Jahr 2025 ein öffentliches Defizit von bis zu 6,6 % des BIP, das Doppelte der EU-Grenze von 3 %. Ohne einen neuen Haushalt drohen Unsicherheit und steigende Kosten für die Refinanzierung der Schulden. Nach dem Rücktritt von Premierminister Michel Barnier steht die Regierung ohne einen Plan zur Bewältigung der fiskalischen Herausforderungen da.
Präsident Macron muss einen neuen Premierminister ernennen, um eine Regierung zu bilden. Die Verabschiedung eines neuen Haushalts vor Jahresende scheint jedoch unwahrscheinlich. Sollte bis zum 20. Dezember kein Haushalt verabschiedet werden, könnte Frankreich seinen Haushalt für 2024 bis 2025 verlängern. Barclays sagt voraus, dass ein solcher Schritt zu einem Defizit von 6,3-6,6 % des BIP führen würde.
Die Analyse von Barclays geht davon aus, dass sich die Defizitprognosen ohne rasche Maßnahmen nur minimal ändern werden. Frankreichs Mehrausgaben stehen weiterhin unter der Beobachtung der EU, und eine baldige Haushaltsanpassung scheint unwahrscheinlich.
Frankreich vermeidet Shutdowns nach US-Vorbild
Frankreichs rechtlicher Rahmen verhindert die Schließung der Regierung. Um bestehende Verpflichtungen zu finanzieren, könnte die Regierung bis zum 19. Dezember ein Sondergesetz erlassen. Dieses Gesetz würde die Fortsetzung der Steuererhebung ermöglichen.
Für die Sozialversicherung würden die Beiträge weiter erhoben, aber die Obergrenzen für die Kreditaufnahme müssten möglicherweise ad hoc gesetzlich festgelegt werden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Der über Artikel 49.3 der Verfassung erzwungene Sozialversicherungshaushalt hat den Sturz Barniers ausgelöst. Trotz der politischen Turbulenzen werden die Sozialleistungen und -beiträge nicht eingestellt.
Die Kommunalverwaltungen bleiben laut Verfassung selbstverwaltet und können ihre Ausgaben frei festlegen. Barclays sieht Spielraum für eine Verabschiedung des Haushalts 2025 im Frühjahr 2025. Dieses Szenario könnte sich mit den Haushaltsprognosen decken, die ein Defizit von 5,8 % des BIP vorhersagen, das über dem Ziel der Regierung von 5 % liegt.
Die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum gehen auseinander: Barclays prognostiziert ein Wachstum von 0,7 %, während die Regierung 1,1 % erwartet. Die derzeitige Politik bietet wenig Hoffnung auf einen signifikanten Defizitabbau im nächsten Jahr.